Tipps für Taucher

Tipps rund um das Thema "Tauchen"

Gase selbst mischen Teil 4 – Aus der Praxis #Nitrox #Trimix

| 5 Kommentare

In den ersten drei Artikeln dieser Serie habe ich darüber berichtet, was Mischgase sind, welches Equipment man für das Mischen von Gasen benötigt, welche Gefahren bestehen, woher man Gase wie Sauerstoff und Helium bezieht und vieles mehr. In diesem Artikel möchte ich nun darüber berichten, was es bedeutet, seine Mischgase zuhause selbst zu mischen. Welchen Aufwand man betreiben muss, welche Kosten anfallen und wie viel Zeit man investieren muss (das wird gerne übersehen).

Bevor ich auch die Details eingehe, möchte ich aber kurz etwas zu meiner bzw. unserer Ausgangssituation erzählen. Wir (2 Freunde von mir und ich) haben uns im letzten Jahr dazu entschieden, eine Gasgemeinschaft aufzumachen. Sprich, wir haben uns zusammengetan, um es uns zu ermöglichen zuhause Mischgase (Nitrox und Trimix) herzustellen. Wir haben uns zum einen dazu entschieden all unsere Gase gemeinsam zu bestellen und zum anderen dazu, unser Equipment für das Füllen zu bündeln.

Wir drei tauchen aktuell auf GUE Tec 1 Niveau. Das heißt, Trimix bis 51m mit einer Stageflasche für die Dekompression.

Achtung: Das mischen von Helium und Nitrox erfordert ein gewisses Grundwissen! Bevor Ihr Euch daran macht, Sauerstoff und Helium zu füllen belegt bitte einen Gas Blender Kurs! In diesem lernt Ihr alles wichtige über den Umgang mit Gasen wie Helium und Sauerstoff. Der Umgang mit Sauerstoff ist gefährlich und kann bei unsachgemäßer Nutzung zu großen Schäden, Verletzungen und Tod führen! Diese Artikelserie kratzt bewusst nur an der Oberfläche des Themas. Alles Wichtige lernt Ihr in einem Gas Blender Kurs!

Wie bereits im Artikel über das Equipment berichtet, kommt zur Taucherausrüstung noch einmal an guter Satz an Ausrüstungsgegenständen hinzu. Und dies hat natürlich auch eine Preis. Neben der Hardware, wie Füllschlauch, Adapter, Messgerät, fallen auch so banale Kosten wie die Miete für die Speicherflaschen an.

Ausrüstung – Anschaffungskosten – Laufende Kosten

Um zuhause Mischgase selbst mischen zu können, benötigt Ihr mehrere Ausrüstungsgegenstände. Diese habe ich ausführlich im Artikel über Equipment beschrieben. Diese sind zum Teil nicht ganz günstig.

  • Überströmschlauch mit Manometer: Dieser liegt je nach Hersteller und Ausführung bei € 350,00 bis € 850,00.
  • Adapter: Diese benötigt man für die Ventile der Flaschen. Diese liegen bei ca. €30,00 bis €70,00
  • Analysegerät: Analyser für Sauerstoff und Helium liegen bei € 150,00 (günstiges O2-Messgerät) bis € 750,00 (Messgerät für O2 und He)

Hinzu kommen natürlich die Gase Sauerstoff und Helium, die Ihr füllen und atmen möchtet. Hier kostet zum einen das Gas selbst, zum anderen aber auch die Miete der Speicherflaschen.

Wir beziehen unsere Gase über Air Liquide, als Mitglied der IG Gase. Genaue Preise darf ich leider nicht publizieren, da diese nur in der Gruppe publiziert werden dürfen. Ich kann aber soviel schreiben, dass eine 50Liter Speicherflasche O2 mit einem Druck von 300 bar in einem mittleren zweistelligen Bereich liegt. Helium, ebenfalls in einer 50 Liter Speicherflasche mit 300 bar Fülldruck liegt ca. beim dreifachen Preis.

Dazu kommen beim Kauf noch diverse Gebühren und Frachtkosten.

Pro Jahr fallen pro Falsche Mietkosten an. Diese kann man über die IG Gase bei AirLiquide mit einem speziellen Jahrestarif abdecken. Dies bedeutet aber auch, dass je mehr Flaschen Ihr benötigt, desto höher sind Eure laufenden Kosten im Jahr – auch wenn Ihr gar kein Mischgas füllt.

Für zwei Speicherflaschen fällt hier auch ein knapp dreistelliger Betrag pro Jahr an.

Lagerung der Speicherflaschen

Neben den oben genannten Kosten müsst Ihr Euch natürlich auch im Klaren sein, dass Ihr für Speicherflaschen Platz benötigt!

Optimal ist ein gut belüfteter Raum, der für Unbefugte unzugänglich ist. „Unbefugte“ klingt in diesem Fall zwar etwas komisch, aber Ihr müsst sichergehen, dass sich an den Speicherflaschen niemand zu schaffen machen kann. Wie oben beschrieben, ist der Umgang mit Sauerstoff gefährlich!

Außerdem müsst Ihr sicherstellen, dass die Speicherflaschen nicht in der Nähe von brennbaren Materialien stehen – richtig, Wegen des Sauerstoffs!

Ebenfalls zu beachten gilt, dass Ihr Eure Nachbarn nicht stört, wenn Ihr Gase mischt. Flaschen abströmen lassen, den Füllschlauch entleeren etc. kann doch zu einer gewissen Lärmbelästigung führen.

Ein anderer Aspekt, der hier auch noch zum Tragen kommt, ist der Zugang zu einem Kompressor. Wenn Ihr zuhause nur die Speicherflaschen stehen habt, müsst Ihr mit den Flaschen, in denen sich die Sauerstoff- oder Helium-Sauerstoff-Mischung befindet noch zu einem Kompressor fahren und die Flaschen dort mit Pressluft auf den Enddruck füllen.

Zeitlicher Aufwand

Auch nicht zu unterschätzen ist der zeitliche Aufwand, der entsteht um einen Trimix-Tauchgang vorzubereiten. Wenn wir, zum Beispiel, für zwei Trimix-Tauchgänge an den Bodensee fahren haben wir 6 D12 und 6 80cuft Stages zu füllen (3 Taucher). Da kommt schon einiges an Zeit zusammen.

Sobald Ihr Euch auf Tec 2 Niveau begebt, kommen pro Taucher und Tauchgang  noch eine Bottom-Stage (mit einem Trimix für die Tiefe) und eine Sauerstoff-Stage dazu.

Im Idealfall sind sowohl die D12er als auch die 80er vom vorherigen Trimix-Tauchgang noch halb voll. Wenn die Flaschen aber von 0 bar an gefüllt werden müssen, dauert es natürlich auch länger.

Neben dem Mischen von O2 und He kommt auch noch das Hochdrücken mit einem Kompressor dazu. Wenn man diesen nicht direkt vor Ort hat (Luxus-Variante), so muss man alle zu füllenden Flaschen ins Auto verladen, und zum nächstgelegenen Kompressor fahren, um die Flaschen dort auf den Enddruck pressen zu können.

Fazit

Das klingt nun alles nach sehr viel Aufwand. Ist es auch 🙂

Aber in gewissem Maße macht es auch Spaß. Der Vorteil, wenn Ihr Euch Eure Atemgase selbst mischt, ist, dass Ihr etwas Geld bei den Gasen sparen könnt. Auf der anderen Seite müsst Ihr aber auch daran denken, dass Ihr einiges Eurer Zeit investieren müsst.

Ausschlaggebend für uns war die Tatsache, dass wir in unmittelbarer Nähe keinen Tauchshop haben, der uns Mischgase füllen könnte. Die nächste Möglichkeit liegt 50km entfernt.

Wenn Ihr Euch also selbst Trimix oder Nitrox mischen möchtet, macht Euch bewusst, dass ein gewisser finanzieller als auch zeitlicher Aufwand dahinter steckt. Wenn Ihr Buddys habt, die „genau so verrückt tauchen“ wie Ihr, dann lohnt sich vielleicht auch für Euch eine Gasgemeinschaft, in der man sowohl Ressourcen als auch Zeit sinnvoll aufteilen kann.

Alle Artikel der Serie „Gase selbst mischen“:

Gase selbst mischen Teil 1 – neue Serie #Nitrox #Trimix
Gase selbst mischen Teil 2 – Einführung, Voraussetzungen und Gefahren #Nitrox #Trimix
Gase selbst machen Teil 3 – Ausrüstung #Nitrox #Trimix

5 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*