Nachdem letzte Woche der Artikel zum Thema „Rebreather/ Kreislaufgeräte“ online ging, ist es heute Zeit für das passende Interview dazu. Im Gegensatz zu den letzten Interviews wird es allerdings gleich vier Interviewpartner geben.
Da das Thema Kreislaufgeräte so umfassend ist und es mittlerweile viele verschiedene Systeme auf dem Markt gibt, möchte ich mit den folgenden Interviews versuchen mehrere Systeme mit Interviews abzudecken. Von den insgesamt fünf Interviewpartnern tauchen zwei einen PSCR Rebreather, einer taucht einen eCCR und ein mCCR Taucher ist dabei.
Ziel der Interviews soll es sein Euch einen noch besseren Überblick über das Thema Kreislaufgeräte zu geben, und Euch Informationen rund um die einzelnen Systeme aus erster Hand liefern zu können.
Alle vier Rebreather-Taucher haben die gleichen Fragen bekommen, so dass Ihr einen guten Vergleich zwischen den Antworten und dadruch den Systemen ziehen könnt.
Den Beginn macht Pascal, ein mCCR-Taucher:
Pascal, mCCR-Taucher
Würdest du dich und deine Taucher-Karriere kurz vorstellen?
Pascal: Meine Tauchkarriere begann 1999 mit einem OWD-Kurs im roten Meer.
Darauf folgten einige Jahre Sport-Tauchen im klassichen Sinne, viel im Urlaub, später immer mehr in den heimischen Gewässern. 2007 begann ich dann technisch zu tauchen und absolvierte die ganze Mischgas-Schiene bis zum Advanced-Trimix-Taucher (OC).
2009 kam das Höhlentauchen hinzu, ich absolvierte die ganze Höhlen-Tauch-Schiene bis zum Full-Cave-Taucher. Nach etlichen Höhlen-Tauchgängen wurde mir klar, dass kein Weg am Rebreather vorbei führt und ich wechselte im 2011 auf einen mCCR.
Was für einen Rebreather tauchst du?
Pascal: Einen europäischen KISS-Nachbau (mCCR).
Warum hast du dich genau für diesen Rebreather entschieden?
Pascal: Zunächst mal wollte ich in jedem Fall einen CCR. Einerseits kann ich damit die Deko und andererseits auch die Gas-Logistik optimieren. Sowohl während dem Tauchgang wie auch bei der Vorbereitung an Land.
Danach war die Wahl zwischen elektronischen und manuellen Systemen. Ich habe mich aus mehreren Gründen für ein manuelles System entschieden:
- weniger Teile die ausfallen können
- ich habe die volle Kontrolle
Das KISS hat mich vom einfachen Aufbau her überzeugt. Es ist kompakt, zuverlässig und hat sich zudem schon vielfach in Höhlen bewährt.
Was für Tauchgänge machst du mit deinem Rebreather?
Pascal: Alle. Das heisst vom gemütlichen, kurzen Feierabend-Tauchgang bis zum mehrstündigen Höhlentauchgang mit Trimix. Einzige Ausnahme: Wenn ich mit Rückengerät irgendwo nicht mehr durch passe.
Was sind deiner Meinung nach die Vorteile und die Nachteile deines
Rebreathers?
Pascal: Vorteile:
- Sehr einfacher Aufbau
- Kompakt
- Robust
- Optimale Deko, da jederzeit das „richtige“ Gas (gilt für alle CCR)
- ppO2 wird von Hand eingestellt, das heisst ich kann den ppO2 bewusst mal kurzzeitig im falschen Bereich tauchen (z.B. bei einer kurzen Höhenänderung in der Höhle). (gilt für alle mCCR)
- optimale Gas-Logistik (die Stages bleiben im Normalfall voll, mein Diluent „passt immer“). Das macht es inbesondere bei den zum Teil launischen Bedingungen in den Höhlen einfacher auf eine andere Höhle auszuweichen. Und die Füllerei ist in einem Urlaub normalerweise auf das Nachfüllen des Tariergases beschränkt.
Nachteile:
- Bailout-Gas muss immer separat mitgeführt werden (auch bei einem kleinen Feierabend-Tauchgang)
Was würdest du jemandem empfehlen, der mit dem Rebreather-Tauchen
beginnen möchte?
Pascal: Einen CCR 😉 Nein im ernst, ich würde mir die Geräte als erstes detailliert ansehen, was sind die Vor-/Nachteile, wie wird damit getaucht, welches Gerät passt zu den eigenen Tauchgängen. Danach würde ich einen Schnupper-Tauchgang auf dem favorisierten Gerät machen. Da danach sowieso erst mal ein Kurs auf dem entsprechenden Gerät ansteht, lässt sich das bestimmt beim allenfalls künftigen Instruktor realisieren. Und diesen lernt man bei dieser Gelegenheit auch gleich kennen.
Weiter geht es mit Torsten (Totti), der einen PSCR-Rebreather taucht:
Torsten „Totti“, PSCR-Taucher
Würdest du dich und deine Taucherkarriere kurz vorstellen?
Totti: Mein Name ist Torsten Schnitter und ich bin 37 Jahre alt. Mit dem Tauchen habe ich im Jahr 2000 als typischer Urlaubstaucher begonnen. 2003 kam ich in den Kontakt mit der DIR-Philosophie und seither betreibe ich den Tauchsport sehr intensiv.
Ich bin durch GUE (Global Underwater Explorers) sowohl im Tech- als auch im
Cave-Bereich ausgebildet. Der Fokus meiner Taucherei ging sehr schnell in Richtung Höhlentauchen, worin ich meine große Leidenschaft gefunden habe. Über das Höhlentauchen habe ich im Jahr 2007 den Anschluss an die EKPP (European Karst Plain Project) gefunden und habe seither mit diesem Team an einigen Höhlentauchprojekten vor allem in Süd-Frankreich teilgenommen.
Was für einen Rebreather tauchst du?
Totti: Als Rebreather verwende ich einen RB2000 (Baugleich zum Halcyon RB80). Dieses Gerät ist ein passiver, halbgeschlossener Rebreather.
Warum hast du dich genau für diesen Rebreather entschieden?
Totti: Primär sehe ich in dem Gerät eine Möglichkeit die verfügbaren Gasmengen effizienter zu nutzen. Es kommt keine Elektronik zum Einsatz und die Funktionsüberwachung während des Einsatzes ist optisch und akkustisch gut möglich. Zudem ist die Wartung und Reinigung relativ einfach zu handhaben. Mit diesem Rebreather ist eine Anlehnung an das Tauchen nach der DIR-Philosophie und deren Prozeduren möglich. In der EKPP wird dieser Rebreather seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt und dadurch ist ein fundierter Erfahrungsaustausch gegeben.
Was für Tauchgänge machst du mit deinem Rebreather?
Totti: Primär setze ich das Gerät für längere und auch tiefere Höhlentauchgänge ein. Zum Einsatz kommt es immer dann, wenn die Tauchgänge im offenen System nicht mehr sinnvoll durchführbar sind. Dieser Rebreather spielt seine Vorteile gegenüber Open Circuit (Offenes System) besonders bei längeren Grundzeiten auf größeren Tiefen aus, da die „Gasuhr“ nicht so schnell tickt.
Natürlich mache ich auch Trainingstauchgänge mit dem RB2000, um mit seiner Anwendung geübt zu sein.
Was sind deiner Meinung nach die Vorteile und die Nachteile deines Rebreathers?
Totti: Die Vorteile dieses Rebreathers liegen u.a. darin, dass keine Elektronik notwendig ist und die Überwachung während des Tauchens einfach möglich ist. Wegen des Designs ist das Gerät relativ ausfallsicher, was durch bisherige Erfahrungswerte bestätigt wird.
Weitere Vorteile sind natürlich – wie bei allen anderen Rebreathern auch – die geringere Auskühlung des Tauchers durch warmes und feuchtes Atemgas. Nachteile sind das höhere Gefahrenpotential – auch hier, wie bei allen Rebreathern – gegenüber dem Tauchen im offenen System. Beim Einsatz der Gase muss beachtet werden, dass diese im Vergleich zum Einsatz im offenen System (mit vergleichbaren maximalen Tiefen), im oberen Einsatzbereich schneller hypoxisch werden (Stichwort: O2-Drop). Zudem ist das komplette System mit den erforderlichen Gasreserven (Bailout) recht schwer.
Was würdest du jemandem empfehlen, der mit dem Rebreather-Tauchen beginnen möchte?
Totti: Zum Einen sollte man sich ehrlich die Frage beantworten, ob die zukünftig geplanten Tauchgänge den Einsatz eines Rebreathers notwendig machen. Die zusätzlichen Gefahren durch einen Rebreather sollten einem immer vor Augen sein.
Darüber hinaus ist ein entsprechender Tauchpartner notwendig, mit dem man diese
komplexeren Tauchgänge durchführen kann. Wo und wie man sich auf dem Gerät ausbilden lassen kann, sind ebenfalls wichtige Punkte, die man bedenken sollte. Letztlich sollte man sich selber auch auf den Prüfstand stellen: Ist die eigene Disziplin an Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit stets gegeben? Ein Rebreather setzt diese Eigenschaften unbedingt voraus. Nachlässigkeiten führen irgendwann zu Problemen, die beim Einsatz solcher Geräte drastische Folgen haben können.
Vielen Dank an Pascal und Totti für die ausführlichen Antworten! Wie oben versprochen, sind es vier Interviews insgesamt. Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, gibt es die anderen Artikel in einem separaten Artikel! Euch erwarten noch ein weiterer PSCR-Taucher und ein eCCR-Taucher.