Viele Taucher werden es zwar nicht glauben, aber auch das Tauchen in kaltem Wasser hat seinen Reiz! Allerdings ist es auch mit etwas mehr Ausrüstungs-Aufwand verbunden. Der erste Schritt hin zum „Kaltwassertaucher“ oder zur „Kaltwassertaucherin“ ist der Trockentauchanzug. Mit diesem kann man auch gemütlich in 4 Grad kaltem Wasser für eine längere Zeit tauchen gehen. Wobei der Komfort beim Tauchen in diesen Wassertemperaturen auch schon sehr von der eigenen Isolationsstrategie abhängig ist. Es gibt Taucher/innen, die es eine Stunde in diesen Temperaturen aushalten, andere frieren bereits nach 30 Minuten – und das trotz Trockentauchanzug.
Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren eine neue Technik am Markt etabliert: Elektrisch beheizbare Unterzieher. Mit Hilfe einer elektrisch beheizbaren Weste oder eines beheizbaren Unterziehers kann man sich zusätzlich für Tauchgänge in kaltem Wasser ausrüsten.
Wie genau das funktioniert und welche Ausrüstungsgegenstände ihr dafür benötigt, möchte ich euch in diesem Artikel vorstellen.
Wie bereits geschrieben, ist das Tauchen in kaltem Wasser mit etwas mehr Ausrüstung verbunden. Neben dem Trockentauchanzug kommen noch Dinge wie der Unterzieher, atmungsaktive Unterwäsche, Trockentauchhandschuhe, eine dicke Kopfhaube etc. dazu. Möchte man seine Ausrüstung nun um einen elektrisch beheizbaren Unterzieher oder eine elektrisch beheizbare Weste erweitern, kommen noch weitere Gegenstände hinzu.
Was benötigt ihr nun alles für die perfekte elektrische „Heizlösung“ in eurem Trockentauchanzug?
- Elektrisch beheizbarer Unterzieher oder
- Elektrisch beheizbare Weste
- Einen externen Akku
- Eine Durchführung für den Trockentauchanzug (um die elektrischen Kabel in den Anzug zu führen)
Es gibt mittlerweile verschiedene Hersteller, die beheizbare Unterzieher oder auch Westen anbieten. Ich persönlich habe mich nach einiger Recherche für die Lösung von SANTI entschieden. Hierbei wird der Unterzieher/ die Weste mit einem externen Akku betrieben. Es gibt aber auch Lösungen mit internen Akkus. Warum ich mich für die Lösung mit externem Akku entschieden habe, findet ihr im Abschnitt „Elektrische Verkabelung außen“ weiter unten im Artikel.
Lasst uns nun einen genaueren Blick auf die einzelnen Ausrüstungsgegenstände werfen, die ihr benötigt, wenn ihr im Trockentauchanzug elektrisch heizen möchtet:
Elektrisch beheizbarer Unterzieher oder Weste
Das erste neue Ausrüstungsteil, das ich genauer beleuchten möchte, ist der beheizbare Unterzieher, bzw. die beheizbare Weste.
Bei einem beheizbaren Unterzieher handelt es sich um einen regulären Unterzieher – sprich ein Unterzieher aus Thinsulate oder einem anderen „unterzieher-typischen“ Stoff – der mit elektrischen Heizdrähten durchzogen ist. Zusätzlich muss es natürlich auch einen elektrischen Anschluss geben, an den man den Akku anschließen kann. Die elektrischen Heizdrähte verlaufen bei den Unterziehern meist im Bereich des Oberkörpers, Hüfte, Oberschenkel und Oberarme.
Der Heizeffekt entsteht beim Tauchen dadurch, dass ihr durch die Wärme, die die Heizdrähte abgeben, gewärmt werdet. Als Beispiel heizt der beheizbare Unterzieher von SANTI auf eine Temperatur von ca. 40 Grad Celsius. Je nach Hersteller gibt es auch die Möglichkeit an den elektrisch beheizten Unterzieher noch elektrisch beheizbare Handschuhe anzuschließen.
Bei elektrisch beheizbaren Westen ist der Unterschied, dass ihr diese unter eurem regulären Unterzieher tragen könnt. Das heißt ohne eine zusätzliche Isolation (z.B. Unterzieher) können diese Westen in der Regel nicht getaucht werden. Die Westen isolieren und heizen ausschließlich im Bereich des Oberkörpers. Vorteil der Westen ist, dass sie auch isolieren, wenn sie nicht aktiv beheizt werden. Ihr habt durch die Weste eine zusätzliche Schicht in eurem Isolationskonzept.
Akkus zum Heizen
Das hier vorgestellte System des beheizbaren Unterziehers wird von einem externen Akku mit Strom versorgt. Viele von euch sollten diese Akkus aus dem Bereich der Tanklampen kennen. Es ist ein aus Delrin gefertigter Tank, in dem sich der Akku befindet. Der Akkutank wird mit einem Deckel verschlossen, auf dem sich auch der Ein-Aus-Schalter sowie das ausgehende Kabel befindet. Am Ende des Kabels befindet sich ein E/O-Cord, das dann an die Durchführung am Trockentauchanzug angeschlossen wird.
Je nachdem für was ihr euch entscheidet, beheizbarer Unterzieher oder beheizbare Weste, müsst ihr auch mit einer entsprechenden Größe des Akkus planen. Denn je mehr Fläche ihr heizen müsst, desto mehr Akku-Leistung benötigt ihr. Sprich, wenn ihr nur mit einer beheizbaren Weste taucht, ist euer Stromverbrauch natürlich geringer, als wenn ihr mit einem beheizbaren Unterzieher und beheizbaren Handschuhen taucht. Zum Stromverbrauch und zur Laufzeit eines Akkus mit bestimmten Konfigurationen, hier eine kleine Übersicht:
Anzug-Durchführung für den Trockentauchanzug
Das nächste, neue Teil für die Ausrüstung ist eine Durchführung, die am Trockentauchanzug befestigt wird. Diese Durchführung dient dazu, die Stromversorgung vom externen Akku zum Unterzieher bzw. zur beheizbaren Weste zu bringen. Diese Durchführung gibt es in zwei Varianten.
- Variante 1: Es wird eine separate Durchführung an den Anzug angebracht. D.h. im Bereich der Brust wird ein zusätzliches, kleines Loch in den Anzug gestanzt, an den diese Durchführung angebracht wird (dies ist eher eine ältere Variante, die aktuell von Variante 2 abgelöst wird).
- Variante 2: Die Durchführung der Stromkabel wird in das Einlassventil des Trockentauchanzugs integriert. Der Vorteil daran ist, dass ihr kein zusätzliches Loch in euren Trockentauchanzug stanzen müsst. Oben auf dem Bild seht ihr als Beispiel das Einlassventil der Firma SANTI (Thermovalve).
Elektrische Verkabelung außerhalb und innerhalb des Trockentauchanzugs
Mit diesen drei neuen Ausrüstungsteilen – Akku, beheizbaren Unterzieher/ Heizweste und Anzug-Durchführung – könnt ihr nun innerhalb eures Trockentauchanzugs elektrisch heizen. Wir sprechen bei diesen Varianten von der Möglichkeit, während des Tauchgangs im Inneren des Trockentauchanzugs auf 40 Grad Celsius zu heizen.
Wie genau ihr alle drei Komponenten miteinander verkabelt, möchte ich euch im weiteren zeigen.
Elektrische Verkabelung außen
Wie bereits geschrieben, zeige ich euch in diesem Artikel die Variante der Heizung mit einem externen Akku. Oben auf dem Bild seht ihr exemplarisch zwei Akkutanks. Der große (13,5Ah) beheizt derzeit meine Weste. Der kleine (10Ah) ist für die Hauptlampe.
Den Akkutank für die Heizung fädelt ihr – wie den Akkutank für die Hauptlampe – auf euren Bauchgurt auf. Der Akkutank, bzw. die beiden Tanks, sitzen auf der rechten Seite des Tauchers.
Kleiner Exkurs: Mittlerweile gibt es auch Hersteller, die Deckel für die Akkutanks anbieten, die zwei separate Abgänge und auch zwei Ein-Aus-Schalter bieten. Diese Variante hat den Vorteil, dass ihr nicht mit zwei Akkutanks tauchen müsst. Nachteil ist, dass ihr in diesem Fall nur einen Akku dabei habt, über den sowohl die Hauptlampe als auch die Heizung betrieben werden. Wenn ihr diese Variante wählt, solltet ihr mit einem ausreichend großen Akku planen!
Den Akkutank verbindet ihr mit Hilfe eines E/O-Cords mit der Durchführung. Auf dem Bild oben könnt ihr schön erkennen, wie Akku und Anzugsdurchführung verbunden sind. Somit habt ihr die Stromverbindung von eurem Akkutank (außen) zur Durchführung, und somit dem Inneren des Trockentauchanzugs hergestellt.
Für mich persönlich hat dieses System mit dem externen Akku den Vorteil, dass unmittelbaren Zugriff auf den Akku habt. D.h. ihr könnt auch unter Wasser die Verbindung lösen. Ebenfalls könnt ihr, die Akkus tauschen. Z.B. wenn eure Hauptlampe ausfällt, könnt ihr den Akku für die Heizung über den E/O-Cord an euren Lampenkopf anschließen.
Elektrische Verkabelung innen
Auch im Inneren des Trockentauchanzugs müsst ihr nun noch alle „Verbraucher an den Strom“ anschließen. Auf dem Bild oben seht ihr das Kabel, das im Inneren von der Anzugsdurchführung zur beheizbaren Weste führt. Sobald ihr die Weste (oder den beheizbaren Unterzieher) verbunden habt, könnt ihr über den Ein-Aus-Schalter des Akkutanks die Heizung in Betrieb nehmen.
Wenn ihr neben dem beheizbaren Unterzieher oder beheizbaren Weste noch mit beheizbaren Handschuhen taucht, so müsst ihr diese ebenfalls noch anschließen.
Wenn wir uns das Heizsystem von SANTI genauer anschauen, so werdet ihr feststellen, dass es am beheizbaren Unterzieher „SANTI BZ400x heated“ an den Armen Anschlüsse für die Handschuhe gibt. Das heißt, ihr müsst kein zusätzliches Kabel durch euren Unterzieher verlegen, sondern könnt die Handschuhe bequem an die bereits in den Unterziehen eingebauten Anschlüsse anschließen. Wenn ihr mit der beheizbaren Weste von SANTI taucht, benötigt ihr für den Einsatz der Weste + Handschuhe noch einen Y-Stecker, der es erlaubt sowohl Weste als auch Handschuhe anzuschließen. Dieser Y-Stecker wird innerhalb des Anzugs verlegt.
Verbindung Weste – Thermovalve
Zum Schluss möchte ich noch ganz kurz auf die innenliegende Steckverbindung eingehen. Hier kommt bei SANTI eine Steckverbindung zum Einsatz, die über einen mehrpoligen Stecker Kontakt herstellt. Oben auf dem Bild seht ihr den Stecker mit dem gelben Ring in der Mitte. Dieser gelbe Ring sichert die Verbindung, und muss zum Lösen leicht gedreht werden.
Beim Anziehen muss man mit dem mehrpoligen Stecker etwas vorsichtig sein, da die Pole sehr dünn sind, und daher leicht verbogen werden könnten.
Meine persönliche Meinung zu einer elektrischen Heizung im Trockentauchanzug
Bis Anfang des Jahres (2020) war ich noch ohne Heizung unterwegs. Auch Tauchgänge auf Tec 1 Niveau im Bodensee waren mit der üblichen Isolierung noch sehr gut möglich. Ein guter Unterzieher, dicke Kopfhaube und Tockentauchhandschuhe haben mir bis dato gute Dienste erweisen. Allerdings muss ich sagen, dass ich seit dem Tec 2 Kurs nicht mehr auf eine Heizung im Trockentauchanzug verzichten möchte. Die Tauchgänge auf Tec 2 Niveau sind doch deutlich länger geworden. Gerade bei Tauchgängen in unseren heimischen Seen, ist man doch schnell mal über eine Stunde in Wassertemperaturen um die 4-6 Grad unterwegs. Und hier zeigt die Heizung ihren klaren Vorteil! Es ist immer wieder schön, wenn sich, nach dem Umlegen des Schalters am Akku, eine wohlige Wärme im Inneren des Anzugs verbreitet 🙂
Kurzer aber wichtiger Hinweis: Wenn ihr Tauchgänge in kaltem Wasser plant, müsst ihr im Hinterkopf behalten, dass eure Heizung auch während des Tauchgangs ausfallen kann. Plant daher unbedingt auch ein, den Tauchgang ohne Heizung beenden zu können. Ansonsten kann es auch gefährlich werden!
Auf diesem Weg auch noch einmal vielen Dank an Hans vom deepstop, der mich in Bezug auf die beheizbare Weste und die Anzugsdurchführung super beraten hat. Solltet ihr auf der Suche nach einem beheizbaren Unterzieher, einer beheizbaren Weste oder auch Zubehör wie Akkutank, Anzugsdurchführung etc. sein, schaut im Online-Shop von Deepstop vorbei. Dort habt ihr eine große Auswahl und werdet sehr gut beraten!
Ansonsten wünsche ich euch nun viel Spaß beim Tauchen im kalten Wasser – vielleicht auch schon mit beheizbarem Unterzieher?!
Frage: Wer von euch taucht auch „mit Heizung“? Wie sind eure Erfahrungen? Und welche Systeme und Hersteller taucht ihr? Schreibt es gerne in die Kommentare.
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