Nachdem es im ersten Teil des Kursberichts um die ersten drei Tage ging, wird sich der zweite Teil mit Tag vier bis sechs befassen. Im ersten Teil des Kurses haben wir uns mit Übungen auf das jetzt kommende vorbereitet: Die sogenannten Experience Dives standen an. Geplant war an jedem Tag einen tiefen Tauchgang zu absolvieren. Und wir hofften dabei natürlich auf drei nette Wracks 🙂
Aber der Reihe nach!
Ich berichte hier über meinen Technical Diver 2 Tauchkurs von Global Underwater Explorers, den ich gemeinsam mit einem Freund im Februar absolviert habe. Der Kurs soll Euch ein paar Einblicke in einen technischen Tauchkurs von GUE geben. Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht alle Details verraten, um all denjenigen unter Euch, die sich auch für den Kurs interessieren, nicht die Spannung zu nehmen. Wenn Ihr den ersten Teil noch nicht gelesen haben solltet, klickt vorab noch hier: Kursbericht GUE Tec 2 (Teil 1)
Tag vier bis sechs waren nun also für die sogenannten Experience Dive reserviert. Diese Tauchgänge werden so genannt, weil sie in den Tiefen durchgeführt werden, für die der Kurs ausbildet. Im Fall des Tec 2 also für einen Tiefenbereich von 52 bis 75 Meter.
Alle Tauchgänge wurden mit einem Trimix (in der Doppelflasche und in einer Stageflasche) sowie mit zwei Dekogasen (EAN 50 und Sauerstoff) durchgeführt.
Tag 4: Tauchgang am Wrack der Roza Flussi (62,3m)
Der erste geplante Trimix-Tauchgang sollte zum Wrack der „Roza Flussi“ gehen. Sie war ein Schüttgutfrachter, dem leider bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang die Schüttgut-Ladung verrutscht ist. Dadurch bekam das Schiff Schlagseite und ist gesunken. Sie liegt auf ca. 64m, auf der Seite.
Wir bereiteten den Tauchgang in der Basis bei einem typischen griechischen Tec 2-Frühstück vor: Rosinenbrötchen und Cola. Anschließend wurden die Gase analysiert und die Ausrüstung zusammengebaut und auf den Anhänger verladen.
Unser Kapitän holte uns wieder an der zwei Minuten (zu Fuß) entfernten Anlegestelle ab. Die Fahrt zum Wrack dauerte ca. 20 Minuten.
An der entsprechenden Stelle angekommen, machten wir uns fertig, clippten 2 von 3 Stageflaschen an und ließen uns rückwärts vom Schlauchboot rollen.
Das Wrack selbst ist auf Grund seiner Größe (ca. 130m) schon sehr beeindruckend. Wir kamen in der Tiefe an und begannen direkt die schräg liegenden Aufbauten anzuschauen; u.A. auch den Steuerstand. Auch die offenen Laderäume sind sehr beeindruckend, da sie riesig sind. Und dadurch, dass das Wrack auf der Seite liegt, meint man in einen Tunnel zu tauchen.
Unsere Grundzeit war nach 23 Minuten zu Ende, da wir das Minimum Gas erreichten, und somit den Aufstieg begannen. Und hier kam nun zum ersten Mal unter realen Bedingungen all das zum Tragen, was wir in den ersten drei Tagen gelernt hatten: Gaswechsel, Stage-Rotation, Sauerstoff-Atmung.
Nach der Rückfahrt zum Hafen, haben wir unsere Ausrüstung versorgt und in einem nahegelegenen Restaurant eine Suppe zu uns genommen. Der Nachmittag lockte uns noch mit einer Runder Theorie.
Für den Abend hatten wir noch eine Einladung zum Grillen erhalten. Der Faschingsdonnerstag/ schmutziger Donnerstag ist in Griechenland traditionell ein Tag, an dem jeder Grieche grillt. Und das durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir sind super nett, und mit leckerem griechischem BBQ empfangen worden. Obwohl wir vom Tauchtag hundemüde waren genossen wir den Abend in sehr netter, griechisch-deutscher Gesellschaft.
Tag 5: Tauchgang am Wrack der SS Patris (71,7m)
Der vorletzte Tag lockte uns mit dem bevorstehenden tiefsten Tauchgang des Kurses. Wir wollten das Wrack der SS Patris betauchen. Sie war ein Personenschiff, das von einem anderen Schiff gerammt wurde und dadurch sank. Toll an diesem Schiff zu sehen, ist die Stelle, an der das andere Schiff seitlich gerammt hat. Denn hier kann man noch sehr deutlich den Eindruck des Bugs sehen. Das andere Schiff scheint direkt nach der Kollision den Rückwärtsgang eingelegt zu haben.
Wie üblich machten wir unsere Ausrüstung fertig, und Nikos belud zusammen mit Kapitän Tassos das Schlauchboot.
Auch hier war die Anfahrt wieder in überschaubarem Rahmen (ca. 30 Minuten).
Neu dazu kam bei diesem Tauchgang, dass wir zum ersten Mal ein hypoxisches Atemgas für die Tiefe tauchten. Das heißt, dass das Atemgas auf Grund seines geringen Sauerstoffanteil nicht an der Oberfläche geatmet werden kann. Dazu mussten wir nun ein spezielles Prozedere durchführen, um sicher abtauchen zu können (das hypoxische Protokoll).
Der Abstieg auf über 70 Meter dauerte erstaunlich lange! Allerdings hat uns das Wrack dann auch belohnt 🙂
Es steht in einer Tiefe von etwa 72m aufrecht auf dem Sandgrund. Man sieht sehr schön die Stelle, an der das andere Schiff die SS Patris gerammt hat. Wir tauchten zuerst zur Schraube und dem Rest des Ruders, bevor wir uns die Stelle des Einschlags anschauten. Im Anschluss sind wir über das Deck zurück zur Bojenleine getaucht. Nach 20 Minuten war unsere Grundzeit auch schon vorbei und der lange Deko-Aufstieg begann.
Kurz vor dem Aufstieg ging mir noch das Rückengas aus (welch Überraschung, es war eine Übung!) und wir tauchten unter Shared Gas Szenario (ich hing am long hose meines Tauchpartners) bis zum ersten Gaswechsel auf. Schön war hierbei zu sehen, dass all unsere Berechnungen im Vorfeld mit Minimum Gas etc. völlig ausreichte.
Die Deko war bis auf den Wellengang ereignislos. Und nein, bei über einer Stunde Deko-Zeit wird es nicht langweilig 🙂
Der Nachmittag verlief wie die letzten Nachmittage auch mit einem Essen im Restaurant sowie noch etwas Theorie. Die Krönung des Abends war dann allerdings noch der Schwimmtest, der für jeden GUE Kurs abgelegt werden muss. Wir mussten eine Strecke von 450 Metern schwimmen und mindestens 18m ohne Gerät tauchen.
Tag 6: Tauchgang über das Trümmerfeld der Oria (63,3m)
Für den letzten Tauchtag war auf Grund der Wettermeldungen bis morgens nicht ganz klar, welche Wracks wir anfahren konnten. Beim Frühstück hatten wir dann aber einen Plan geschmiedet. Wir hatten neben einem Wrack noch die Auswahl ein Trümmerfeld eines Schiffsuntergangs zu betauchen. Da dieser Tauchgang so bei den üblichen Wrack-Wochen nicht angefahren wird, haben wir uns für das Trümmerfeld entschieden.
Nach Frühstück und vorbereiten der Ausrüstung ging es los.
Wir fuhren zur Unglücksstelle der „Oria“. Sie war ein von Deutschland im zweiten Weltkrieg beschlagnahmtes Schiff, das am Tag seines Untergangs zum Transport von Kriegsgefangenen genutzt wurde. Bei schwerem Wetter ging das Schiff nahe einer Insel unter. Die deutsche Besatzung konnte sich wohl noch retten, alle über 4.000 Gefangenen ging aber mit dem Schiff unter. Der Untergang zählt wohl zu einer der größten Schiffskatastrophen der Geschichte. Das Schiff wurde nach dem Unglück gehoben, daher findet man am Tauchplatz auch nur noch Trümmer und andere Dinge des Untergangs.
Diese Erzählung spielte sich dann natürlich auch während des Tauchgangs in unseren Köpfen ab – Thema: Kopfkino!
Unser Plan war es, das Trümmerfeld von unten nach oben zu betauchen. Unsere Ausgangstiefe lag bei 63m. Von dort aus wollten wir uns einen Hang hinauf arbeiten und versuchen so viele Dinge zu finden wie möglich. Und das ist uns auch gelungen. Neben Flaschen (für Rum, Medizin etc.) konnten wir auch Kohlestücke für die Maschinen, Schuhsolen, und Gläser finden. Ab und an waren auch noch Stoffreste im Sand zu finden, die wohl noch von Rettungswesten stammten.
Durch das Tauchen an einem Hang konnten wir unsere Grundzeit wunderbar strecken und hatten ausreichend Zeit nach Dingen zu suchen. Die Deko saßen wir dann an der Küste der Insel ab, und auch da konnten wir noch Fässer, Batterien etc. finden.
Nach dem Auftauchen waren Simon und ich uns einig: Das war der wohl beste Abschlusstauchgang, den wir machen konnten! Auch wenn wir kein Wrack getaucht haben, so hatte man alleine mit der Geschichte und dem Wissen um das Schicksal der Kriegsgefangenen viel zu verarbeiten und konnte die Dinge, die man auf dem Sandgrund fand, viel besser einordnen.
Für mich war das einer der beeindruckendsten Tauchgänge, die ich gemacht habe!
Zurück an der Basis erwartete uns noch ein kleines Mittagessen mit anschließendem Theorie-Test. Nach einer abschließenden Fragerunde wurde uns dann offiziell mitgeteilt, dass wir den Tec 2 bestanden haben!
Den Abend verbrachten wir mit den Teilnehmern des GUE Fundamentale-Kurses, der ab Sonntag beginnen sollte. Griechenland verabschiedete sich mit einem deftigen Abendessen, netten Gesprächen, griechischer Musik und den wehmütigen Gedanken, dass der Kurs, auf den man sich nun so lange vorbereitet hat, nun sein Ende gefunden hatte.
Mein Fazit
Mein Fazit? Wow! Was war das für eine intensive Woche. Im Rückblick haben wir so viel gelernt, und auch der Fortschritt, den man im Kurs gemacht hat, ist schon erstaunlich. Wenn ich an den ersten Tag zurückdenke, wie wir uns mit den drei Stageflaschen gequält hatten, und dann am letzten Tag war die Deko, das Stage-Handling und auch die Rotation überhaupt kein Problem mehr.
Hier merkt man einmal mehr, wie effektiv der Aufbau von GUE-Tauchkursen ist, und was man in der Zeit von 6 Tagen alles lernen kann.
Ihr konntet ja bereits in meiner Kolumne lesen, dass mich der Kurs schon seit geraumer Zeit beschäftigt hat. Ich muss zugeben, ich war im Vorfeld etwas nervös. Derk als Tauchlehrer war zwar bekannt, aber eben noch nicht als Lehrer. Die Location war völlig neu und auch das Tauchen mit drei Stageflaschen haben wir zwar mal probiert; aber eben auch nur zum Ausprobieren.
Im Nachgang kann ich aber nun sagen, dass in den sechs Tagen einfach alles perfekt gepasst hat. Ich kann Derk Remmers als GUE Instructor nur allen wärmstens empfehlen. Derk hat eine nette, fröhliche und völlig entspannte Art zu lehren. Man merkt ihm seinen Spaß am Tauchen, an Wracks und auch auch am Unterricht täglich an. Auch die Tauchbasis war ein Glücksgriff! Nikos ist ebenfalls ein super netter Typ, der alles macht, damit sich die Kursteilnehmer (und auch der Instructor) wohl fühlen und sich ganz auf den Kurs konzentrieren können. Die Wege im Ort sind kurz und auch die Ausfahrten mit dem Boot zum Wrack sind überschaubar.
Daher mein Fazit: Jedem, der bereits seinen GUE Tec 1 Kurs bestanden hat, Erfahrung sammeln konnte, und sich mit der Tec 1-Taucherei wohl fühlt, kann ich den Kurs nur empfehlen. Es war eine super nette, entspannte und lehrreiche Woche. Wir konnten uns sechs Tage voll und ganz auf das Tauchen konzentrieren! Und auch die Wracks, die wir gesehen haben, sind wirklich eine Reise wert!
Wir werden definitiv in naher Zukunft für eine Wrack-Woche wiederkommen!
Alle wichtigen Links zum Thema
Hier noch einmal alle wichtigen Links rund um das Thema Technical Diver 2 von Global Underwater Explorers:
Die Kolumne meiner Vorbereitung findet Ihr hier: Teil 1 meiner Kolumne zur Vorbereitung auf den Tec 2
Alls Infos zu unserem GUE Instructor Derk Remmers: Derks Website oder auch sein Profil auf der GUE Website
Alle Infos zur Tauchbasis ScubaLife, Griechenland: Die Website Scubalife.gr befindet sich aktuell noch im Aufbau. Für alle Facebook-Nutzer empfehle ich die ScubaLife Facebook Seite
Alle Infos zum GUE Technical Diver 2: Auf der Website von GUE findet Ihr alle Infos zum GUE Technical Diver 2 auch auf Deutsch.
Wenn Ihr Euch noch nicht mit dem Thema „Technisches Tauchen“ beschäftigt habt, lest Euch in die folgende Serie ein: Einsteigerserie – Technisches Tauchen
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