Nachdem sich der erste Artikel mit den Themen Isolationsstrategie mit den Grundlagen wie Materialien für Unterzieher etc. und wichtigen Vorbereitungen vor einem Tauchgang in kaltem Wasser beschäftigt hat, möchte ich Euch in diesem Artikel die einzelnen Schichten der Isolation beim Trockentauchen genauer vorstellen.
Viele von Euch werden das so genannte „Zwiebelprinzip“ von Wander- oder Outdoor-Artikel-Herstellern kennen. Durch unterschiedliche Lagen Kleidung versucht man sich so gut es geht den Wetterbedingungen anzupassen. Und genau dieses Zwiebelprinzip kann man auch beim Trockentauchen anwenden.
Neben dem Prinzip eines einzelnen dicken Unterziehers bietet die Bandbreite an unterschiedlichen Herstellern und deren Unterzieher mittlerweile die Möglichkeit verschieden dicke Unterzieher zu kombinieren wodurch diese sich optimal ergänzen.
Aber lasst uns das ganze Schicht für Schicht betrachten:
Die erste Schicht: Direkter Hautkontakt
Wie Ihr sicherlich wisst kühlt sich unser Körper bei warmen Temparaturen über die Produktion von Schweiß. Der Schweiß auf der Haut verdunstet und dadurch entsteht ein kühlender Effekt.
Da wir im Trockentauchanzug ein geschlossenes System haben, das kaum einen Gas- und Feuchtigkeitsaustausch erlaubt ist diese Strategie eher kontraproduktiv. Sollten wir, z.B. auf dem Weg zum Gewässer, schwitzen, werden wir spätestens beim Kontakt mit dem kalten Wasser zu frieren anfangen.
Daher ist es wichtig, dass die erste Lage der Isolationsstrategie aus einer atmungsaktiven Schicht besteht. Hier bietet sich atmungsaktive Unterwäsche an. Diese nimmt den Schweiß auf und gibt ihn nach außen weiter. Dadurch bleibt die Haut trocken und warm.
Neben diversen Outdoor-Herstellern bieten auch immer mehr Tauchartikelhersteller eigenen atmungsaktive Unterwäsche an.
Die zweite Schicht: Eine Zwischenisolation
Bei der klassischen Isolationsstrategie würde nun schon der Unterzieher kommen. Bei kalten Wassertemperaturen bietet es sich aber an hier noch eine Zwischenschicht anzuziehen. Durch die zunehmende Zahl an Herstellern gibt es auch immer wieder neue Produkte.
Die englische Anzugschmiede Fourth Element bietet z.B. zwei dünnere Unterzieher- den Xerotherme und den Arctic- an, die optimal als Zwischenschicht genutzt werden können. Der Xerotherme ist der dünnere von beiden. Er besteht aus einem Fleece und isoliert für seine doch geringe Dicke sehr gut! Im Kaufumfang sind ein langes Oberteil, eine lange Hose, eine Weste und ein paar Socken enthalten.
In meiner persönlichen Isolationsstrategie hat der Xerotherme für ein deutliches Plus bei Tauchgängen in kalten Gewässern gesorgt. Und im Hochsommer kann er bequem als dünner Unterzieher mit einem Trilaminatazug getaucht werden.
Die dritte Schicht: Der Unterzieher
Als letzte Schicht in unserem Zwiebelsystem folgt nun der eigentliche Unterzieher.
Im ersten Teil des Artikels bin ich schon auf die Materialien und die Besonderheiten eingegangen.
Im Winter bietet sich als Unterzieher eine Materialstärke von 400gr oder 450gr an. Im Sommer dagegen eher der 200gr Unterzieher.
Wichtig bei den Unterziehern ist, dass sie eine wasserundurchlässige äußere Schicht haben. Ziel unseres Zwiebelsystems ist es ja auch den Schweiß vom Körper weg zu transportieren. Wenn dieser nun an der Innenseite des Trockentauchanzugs angekommen ist, wäre es sehr unvorteilhaft wenn er dann wieder ins Innere zurück könnte. Dies hat auch zur Folge, dass sich Trockentauchanzüge von innen feucht anfühlen obwohl man keinen Wassereinbruch hatte.
Kopf, Hände und Füße
Nachdem Ihr nun wisst, wie Ihr Euren Körper gut vor Kälte beim Tauchen isolieren könnt, widmen wir uns jetzt noch dem Kopf, den Händen und den Füßen.
Bei Kopf und Händen haben wir den Nachteil, dass diese nicht im Trockentauchanzug untergebracht werden können. Daher gilt ihnen eine besondere Aufmerksamkeit!
Isolation des Kopfes
Über unseren Kopf verlieren wir beim Tauchen bis zu 40% unserer Körperwärme! Darum müssen wir ihm besondere Aufmerksamkeit schenken!
Wie auf dem Bild rechts zu sehen gibt es verschiedene Arten von Kopfhauben auf dem Markt. Wichtig für den Winter sollte sein, dass die Kopfhaube eine entsprechende Materialstärke hat! Normal sind 7mm Neopren; die Firma Waterproof bietet aber mittlerweile auch eine Kopfhaube für Kaltwasser mit einer Stärke von 10mm an. Auch kann eine Eishaube (auf dem Bild ganz rechts zu sehen) zum Einsatz kommen. Diese Hauben werden je nach Modell über oder unter der normalen Kopfhaube getragen.
Isolation der Hände
Neben dem Kopf sind die Hände auch sehr wichtig! Denn mit kalten Händen macht das Tauchen kein Spaß!
Wenn der Körper beginnt zu frieren, reduziert er den Blutfluss in die Hände und Füße- dadurch werden diese noch schneller kalt. Neben einer guten Isolation des Köperkerns kann man einem Auskühlen der Hände aber auch mit einem guten Handschuhsystem entgegen wirken.
Viele Trockentaucher verwenden Trockentauchhandschuhe. Diese sind meist durch ein Ringsystem am Anzug befestigt und schließen wasserdicht ab. Allerdings ist der Nachteil dieses Systems auch das meist sehr große und starre Ringsystem.
Eine gute Alternative sind hierbei die Handschuhe der Firma Nordic Blue. Sie dichten mit einer eigenen Manschette, die auf die Armmanschette des Trockentauchanzugs gelegt wird. Die Handschuhe sind ohne Ringsystem ebenfalls komplett wasserdicht.
Die dritte Variante sind die normalen Nass- oder Halbtrockenhandschuhe. Diese gibt es mittlerweile mit wasserdichten Nähten. Mit einem passenden Manschettensystem dazu kann man damit auch sehr gut und einfach für warme Hände sorgen.
Isolation der Füße
Die Füße haben beim Trockentauchen den klaren Vorteil, dass Sie im Anzug stecken.
Aber auch hier sollte man ein Auge auf die Isolation werfen. Je nachdem was für einen Schuh Ihr an Eurem Trockentauchanzug taucht, müsst Ihr die Isolation der Füße anpassen. Einige Anzüge haben nur angesetzte Neoprensocken, über die man noch Schuhe, so genannte Rock Boots, ziehen muss. Andere Anzüge haben schon Schuhe mit Profilsohle angesetzt. Bei beiden gilt, dass man die Füße gut einpacken muss.
Viele Hersteller bieten spezielle Socken für das Trockentauchen an. Einige orientieren sich mit ihrer Materialstärke dabei an den Unterziehern. So gibt es auch 400gr und 200gr Socken. Aber auch mehrere normale Socken übereinander helfen schon ganz gut weiter.
Zusätzliche Ausrüstung
Neben den bereits beschriebenen Isolationsstrategien gibt es auch noch das ein oder andere Teil an Zusatzausrüstung, das beim Wärmen weiterhelfen kann. Von sehr teuer bis recht günstig ist alles vertreten.
Heizweste
Seit einiger Zeit kommt vermehrt die Verbreitung von so genannten Heizwesten auf. Diese Westen werden unter dem Unterzieher getragen und mit Hilfe eines Akkutanks, der meist an der Bebänderung befestigt ist, mit Strom versorgt. Diese Westen bieten auch bei sehr kalten Tauchgängen eine gute Möglichkeit im Anzug mollige Wärme zu haben.
Ein kleiner Nachteil ist allerdings noch der sehr hohe Anschaffungspreis und die zusätzlich anfallende Ausrüstung wie eine zusätzlicher Akkutank und ein Stecker am Trockentauchanzug.
Die Firma Santi bietet mittlerweile einen komplett beheizbaren Unterzieher an. Hierbei verlaufen die Wärmedrähte direkt im Unterzieher. Das Tragen einer separaten Weste wird dadurch überflüssig.
Günstiger bekommt man Westen ohne Heizdrähte. Diese bestehen meist aus Fleece und werden ergänzend zu den anderen Lagen Unterzieher getragen. Sie wärmen zusätzlich den Körperkern und sind somit auch für den Gesamtwärmehaushalt nützlich.
Argon
Auch immer beliebter wird der Gebrauch von Argon für den Tauchgang. Der komplette Anzug wird hierbei mit einer kleinen separaten Flasche mit Gas versorgt. Argon hat eine höhere Dichte als Luft und isoliert dadurch besser. Wenn Ihr Euch für einen ausführlichen Testbericht interessiert, kann ich Euch die Ausgabe 3 der Zeitschrift wetnotes ans Herz legen. Die Ausgabe soll direkt über den Verlag noch nachbestellbar sein.
Nierengurte
Vom Motorrad fahren bekannt sind Nierengurte. Diese sind besonders für empfindliche Taucher und Taucherinnen zu empfehlen. Nachteil ist, dass einige dieser Gurte aus Neopren bestehen. Im Trockentauchanzug schwitzt man hier sehr leicht und das Neopren hat keine Möglichkeit den Schweiß abzutransportieren. Achtet daher beim Kauf auf atmungsaktives Material.
Die persönliche Isolationsstrategie
Für welche Strategie Ihr Euch auch entscheidet- ein dicker Unterzieher – das Zwiebelprinzip – elektrische Heizung – es kommt immer auf Eure persönlichen Vorlieben an. Ich kenne z.B. viele Taucher, die auch im Winter mit Halbtrockenhandschuhen tauchen, weil sie ihre Isolationsstrategie soweit optimiert haben, dass sie keine kalten Finger bekommen. Auf der anderen Seite kommen bei langen und tiefen Tauchgängen immer häufiger Heizwesten zum Einsatz, einfach um den Komfort beim Tauchen zu erhöhen!
Passende Links zum Thema:
- Unterzieher von Fourth Element: Produktpalette
- Beheizbarer Unterzieher von Santi: Heated Extreme 400
- Trockenhandschuhe ohne Ringsystem: Nordic Blue
- Produkttest einer Kopfhaube: Waterproof H1
- Einsteigerserie: Trockentauchen Artikel 1
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