Endlich ist es mal wieder Zeit für ein Interview hier bei Tipps für Taucher! Wie bereits beim letzten … und ersten … Interview angekündigt, möchte ich Euch mit interessanten Hintergrundinformationen zu Tauchprojekten informieren und so einen kleinen Einblick in Planung und Durchführung und eventuelle Herausforderungen geben. Das heutige Interview mit André und Andy gibt Euch einen Einblick in das Scapa Flow Projekt der Gruppe wreck-explorers.com
Tipps für Taucher: Zuerst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview nehmt! Würdet Ihr Euch und Eure Gruppe kurz vorstellen?
André: Aus einer eher zufälligen Bekanntschaft gründete sich vor etwa 2 Jahren eine kleine Gruppe, wobei ursprünglich natürlich das Interesse am Tauchen im Mittelpunkt stand. Schnell wurde allen klar, daß uns aber vor allem das gemeinsame Verständnis für einheitliche Abläufe und eine optimierte Ausrüstungskonfiguration verbindet. Im Laufe der Zeit wurde die Gruppe größer, bekam den Namen NCD und zählt heute 13 Mitgliedern, die sich regelmäßig treffen. Wreck-Explorers entstand parallel für das DVD-Projekt.
Tipps für Taucher: Welche Ziele hattet Ihr für Euer Projekt in Scapa Flow?
Andy: Abgesehen von den Filmaufnahmen für unsere DVD wollten wir natürlich die sieben verbliebenen Schiffe der kaiserlichen Hochseeflotte betauchen. Diese Schiffe waren zum Teil sogar an der Skagerragschlacht beteilgt und sind ein beeindruckendes Stück realer Geschichte. Das macht die Tauchgänge in Scapa Flow so besonders.
Tipps für Taucher: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen einen Film über das Projekt zu drehen und diesen dann auf DVD anzubieten?
André: Bei der Recherche zu unserer Tour wurde uns recht schnell klar, daß es zwar viele Informationen über Scapa im Web gibt, aber nahezu alle Infos beschäftigen sich ausschließlich mit den Wracks. Die Frage: Wie kommt man wirklich dorthin? schreckt sicher viele ab.
Andy: Wir haben auch nach Filmmaterial über das Tauchen in Scapa Flow gesucht, etwa eine Reportage oder Doku. Allerdings konnten wir bis auf eine ältere Reportage, die sich überwiegend mit der Geschichte von Scapa Flow beschäftigt, nichts finden. Da kam uns der Gedanke, unsere Tour mit der Kamera zu begleiten. Unser Film sollte sich aber eher auf die Reise, das Umland und das Tauchen in Scapa Flow konzentrieren.
Tipps für Taucher: Wann habt Ihr mit der Planung begonnen und was gibt es bei solch einem Projekt für Herausforderungen?
André: Natürlich kennt jeder, der sich für Wracks interessiert, die Geschichte um Scapa-Flow. Auf den ersten Blick sieht es aber ziemlich unerreichbar aus, vor allem wenn man weiß, dass es am gleichen Breitengrad liegt, wie der südliche Zipfel von Grönland. Unser erster Anlauf war eine Tour im November. Dieser Plan war wegen der Wettererwartung dann aber ziemlich schnell vom Tisch. Darum beschlossen wir uns einer Tour vom Baltic Dive Center in Kiel anzuschließen. Für uns drei, also Keith und wir beide, war von vorn herein klar, daß wir mit dem Auto fahren. Die Eindrücke aus den einmaligen Highland und der Küste von Schottland wollten wir unbedingt mitnehmen. Benny, Fabian und Hendrik entschieden sich aus Termingründen für den Flieger. Ihnen kam natürlich gelegen, dass der Transport des gesamten Equipments vom Baltic Dive Center organisiert wurde. Da wir auf den Orkneys nicht nur Tauchen wollten, sondern eben vor allem den Film vorzubereiten hatten, begannen wir im September, also etwa 8 Monate vor der Fahrt, mit der Recherche und Gesprächen.
Tipps für Taucher: Welche Wracks habt Ihr vor Ort betaucht und wie waren die Bedingungen?
Andy: Wir haben fünf Wracks der kaiserlichen Marine betaucht, die SMS Brummer, SMS Karlsruhe, SMS Dresden, SMS Cöln und die SMS Kronprinz Wilhelm. Außerdem haben wir die YC21 und F2 betaucht, zwei flachere Wracks die nach dem 2. Weltkrieg während eines Sturms gesunken sind. Die Bedingungen in Scapa Flow waren während unserer Tour recht gut, wir hatten wenig Welle und kaum Strömung, was das tauchen sehr angenehm gemacht hat. Unsere Tauchziele lagen alle in Tiefen zwischen 17 und 34 Metern und sind dadurch noch mit Nitrox erreichbar gewesen. Somit konnten wir mit nur einem Standardgas (Nitrox 32) die gesamte Tour durch tauchen.
Tipps für Taucher: Wie viele Tauchgänge habt Ihr insgesamt für den Film durchgeführt? Und was hattet Ihr an Kamera- und Beleuchtungsequipment dabei?
Andy: Wir haben insgesamt 12 Tauchgänge in 6 Tagen gemacht und bei 11 Tauchgängen gefilmt. Das Kameraequipment für die Unterwasseraufnahmen bestand aus einer SD 707 und einem Carbongehäuse von BS Kinetics. Beleuchtet haben wir mit nur einem LED-Videoscheinwerfer von Hartenberger, allerdings schon ein recht kräftiges Modell mit 63 Watt Leistungsaufnahme.
André: Wobei die Tauchgänge nur ein Teil des Jobs waren. Viele Aufnahmen entstanden davor und danach, weil wir eben nicht ein reines Tauchvideo wollten. Für uns war wichtig die Stimmung vom Land und auch Infos zur Anreise und dem Ablauf auf dem Schiff wiederzugeben. An dem kleinen Ausflug in den historischen Hintergrund hat uns das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven und das Imperial-War-Museum in London freundlich unterstützt.
Tipps für Taucher: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen das Sharkproject mit einzubinden? Und könntet Ihr, für die, die es noch nicht kennen, kurz erklären was das Sharkproject ist?
Andy: Sharkproject ist eine Organisation, die sich für den Schutz von Haien einsetzt. Insbesondere dem Finning (Abschneiden der Flossen bei lebendigem Leib mit anschließendem lebendigen zurückwerfen in das Meer) hat Sharkproject den Kampf angesagt, aber auch der Verzicht der Fischindustrie, Haiprodukte zu verkaufen ist ein Thema. So konnte Sharkproject unter anderem die Imbisskette „Nordsee“ oder die Großhandelskette „Metro“ frei von Haiprodukten machen. In Deutschland ist z.B. die Schillerlocke (Dornhai) immer noch in vielen Geschäften zu finden, Sharkproject ist da bemüht, die Bevölkerung, aber auch Verkäufer, über den hohen Gehalt von hochgiftigen Methylquecksilber in Haiprodukten aufzuklären.
Tipps für Taucher: Wie genau unterstützt Ihr Sharkproject?
André: Von jeder über unseren Onlineshop verkauften DVD kommt ein Teil des Erlöses Sharkproject zugute. Doch das ist natürlich nur ein Mittel zum Zweck! Ein viel größerer Effekt wird erzielt, wenn die Leute aufhören Haiprodukte zu konsumieren, auch in Deutschland. Das fängt schon bei Schillerlocken an und betrifft auch das Haifleisch im Chinarestaurant.
Andy: Da wir wissen, was die Ausrottung der Haie für Konsequenzen für das Meer hat, ist es für uns klar, das wir helfen wollen. Sharkproject hat uns dazu Kampagnenfilme zur Verfügung gestellt, die auf unserer DVD zu finden sind.
Tipps für Taucher: Wie sehen die Planungen für zukünftige Projekte aus? Seid Ihr schon etwas konkret am Planen?
Andy: Wir planen momentan an einigen Baustellen. Es wird in nächster Zeit einiges im Internet zu finden sein, aber wir wollen nicht zu viel verraten.
André: Klar, unsere Facebookseite und der YouTube-Channel sind hungrig. Ab und zu mal vorbeischauen lohnt sich.
André und Andy, vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten und die Zeit, die Ihr Euch genommen habt.
Die passenden Links zum Interview gibt es natürlich hier noch einmal in kompakter Form:
Hier geht‘ zur Website von wreck-explorers.com
Oder hier direkt zur Scapa Flow DVD (für jede Bestellung geht ein bestimmter Betrag an das SharkProject!)
Und hier noch der Trailer zum Film
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