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Einsteigerserie: Technisches Tauchen – Interviews zu Rebreathern (2)

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Einsteigerserie „Technisches Tauchen“

Nach dem allgemeinen Artikel über Kreislaufgeräte, gab es gestern die ersten Interviews, passend zum Thema. Und nachdem wir im letzten Interviewartikel zum Thema Rebreather bereits Pascal (mCCR) und Totti (PSCR) gehört/ gelesen haben, geht es im heutigen Artikel mit Stephan (PSCR) und Michael (eCCR) weiter.

Alle haben die gleichen Fragen bekommen, so dass Ihr Euch einen vergleichbaren Eindruck der verschiedenen Systeme machen könnt.

Stephan, PSCR-Taucher

Würdest du dich und deine Taucher-Karriere kurz vorstellen?
Stephan: Ich heiße Stephan Schlumbohm, bin 35 Jahre alt und tauche seit inzwischen 20 Jahren. Ich habe mit 15 Jahren als klassischer Sporttaucher im VDST angefangen und so auch die ersten 12 Jahre meiner Tauchkarriere bestritten. Während eines mehrjährigen Auslandsaufenthalts in Vancouver, Kanada (2004-2006) bin ich in Kontakt mit DIR-Tauchern gekommen und habe so begonnen mich mit dem technischen Tauchen verstärkt zu beschäftigen. Als ich zurück aus Vancouver nach Deutschland gekommen bin, habe ich recht schnell Anschluss an die deutsche DIR-Szene gefunden und mit dem Technischen Tauchen weitergemacht. Inzwischen bin ich bei GUE als Tech2+ und Cave2 Taucher zertifiziert. Seit 5 Jahren tauche ich aktiv in Höhlen und darauf liegt auch mein Fokus; seit 4 Jahren bin ich Mitglied der internationalen Höhlentauchgruppe EKPP.

Was für einen Rebreather tauchst du?
Stephan: Ich tauche seit 1 1/2 Jahren einen RB2000 – dies ist ein passives, halbgeschlossenes Kreislaufgerät. Der Rebreather ist baugleich zu dem Halcyon RB80, wobei der RB2000 direkt von Reinhard Buchaly gebaut wurde und innerhalb der EKPP genutzt wird.

Warum hast du dich genau für diesen Rebreather entschieden?
Stephan: Der RB80/RB2000 passt als Rebreather sehr gut in das DIR-System und das Tauchen mit dem Rebreather ist sehr ähnlich zu dem Tauchen mit offenem Gerät. Ich sehe den Rebreather primär zur Erweiterung der (Gas-)Reichweite im Höhlentauchen. Ich kenne genügend Taucher, die ebenfalls den RB2000 tauchen und es gibt innerhalb der EKPP recht viele Erfahrungen zu dem Tauchen mit dem RB2000.

Was für Tauchgänge machst du mit deinem Rebreather?
Stephan: Neben dem ein oder anderem Übungstauchgang eigentlich nur Höhlentauchgänge, die im offenen System nicht oder nur noch mit erheblichem logistischem Aufwand durchführbar wären. Ein Beispiel: Ich habe vor 1 1/2 Jahren einen Höhlentauchgang im offenen System mit insgesamt 8 Stages (3 davon Dekogase) unternommen. Letztes Jahr habe ich denselben Tauchgang mit dem RB2000 und nur noch 4 Stages (3 davon Dekogase) unternommen – ein deutlicher Unterschied im logistischem Aufwand, insbesondere auf Tiefe. Der Tauchgang verlief wesentlich effizienter. Typsich sind also lange und tiefe Höhlentauchgänge.

Was sind deiner Meinung nach die Vorteile und die Nachteile deines Rebreathers?
Stephan: Die Vorteile sind sicherlich die gute Integration in das DIR-System und der komplette Verzicht auf Elektronik. Der RB2000 arbeitet rein mechanisch und benötigt aufgrund seines Aufbaus keine Überwachung oder manuelle Steuerung (der Sauerstoff-Anteil im Atemgas lässt sich im Vorfeld sehr gut berechnen und vorhersagen) – somit kann man sich voll auf den Tauchgang konzentrieren. Bisher habe ich noch keinen Tauchgang gehabt, bei dem der Rebreather ausgefallen ist – ich halte den RB2000
für sehr ausfallsicher.
Die Nachteile sind sicherlich das relativ hohe Gewicht (im D20 Frame um die 70kg) und die durch die Tauchtiefe eingeschränkte Verwendung von Gasen – ich benötige ein Gas um sicher von der Oberfläche bis 21m zu tauchen, danach benötige ich ein weiteres Gas um tiefer tauchen zu können. Ich kann nicht direkt von der Oberfläche aus mit dem Bottom-Gas abtauchen oder damit auftauchen, da dieses Gas hypoxisch wird, wenn ich zu flach tauche. Anders als beim Set-Point-Tauchen mit Rebreathern, ist mit dem RB2000 der Sauerstoff-Anteil im Atemgas immer abhängig vom Speisegas und der Tauchtiefe, d.h. ich habe über den Rebreather keinen weiteren Einfluss auf den Sauerstoff-Anteil im Atemgas (bis auf manuelles Spülen) – ähnlich wie auch im offenen System.

Was würdest du jemandem empfehlen, der mit dem Rebreather-Tauchen beginnen möchte?
Stephan: Die erste Frage, die man sich stellen sollte ist, warum man Rebreather-Tauchen möchte und ob man sich der zusätzlichen Risiken bewusst ist und diese auch bewusst eingehen möchte. Meiner Ansicht nach ist das Tauchen mit Rebreather wesentlich gefährlicher als das Tauchen im offenen System – Themen wie Hypoxie oder Hyperkapnie sind im offenen System ohne viel Aufwand oder Sorgfalt gut beherrschbare Risikofaktoren. Beim Rebreather-Tauchen muss ich sehr sorgfältig und aufmerksam sein, damit ich diese Risikofaktoren ebenso gut beherrschen kann. Weitere Fragen, die ich mir stellen würde sind: Habe ich Tauchpartner, die ebenfalls diesen Rebreather tauchen? Gibt es Leute (am besten in meiner Nähe), die mich auf diesem Rebreather ausbilden
können und genügend Erfahrung mit diesem Rebreather haben? Auch die Vor- und Nachbereitung beim Rebreather-Tauchen ist nicht zu unterschätzen und kann einen wesentlichen Einfluss auf den Spaß-Faktor beim Tauchen haben: Wenn ich im Baggersee mal eine Runde offen mit Freunden tauchen gehe, kann ich das Gerät eine Woche lang im Auto liegen lassen und danach den nächsten Tauchgang unternehmen – wenn ich dasselbe mit einem Rebreather versuche, bekomme ich sehr schnell ernsthafte Probleme – der Rebreather muss vor jedem Tauchgang zusammengebaut und sorgsam getestet werden und nach dem Tauchen gereinigt und auf den nächsten Einsatz vorbereitet werden. Das ist Fleißarbeit, wo Sorgfalt im Vordergrund steht und man sich Nachlässigkeit nicht leisten kann.

So, das war der Stephan mit seinem PSCR-Rebreather. Weiter geht es mit Michael, der einen eCCR taucht:

Würdest du dich und deine Taucher-Karriere kurz vorstellen?
Michael: Zu tauchen begonnen habe ich 2003. Klassisch mit dem OWD, allerdings bei einem eher kleineren Tauchverband, dem IDIC. Dem bin ich bis zum RescueDiver treu geblieben bis ich 2005 einen Tauchlehrer kennen lernte, der mich in die PADI Schiene brachte. Dieser infizierte mich im Zuge eines Tieftauchevents am Attersee (169m) mit dem Tectauchen und so begann 2006 meine Tectauchkarriere. Da es immer Tiefer und länger wurde landete ich 2010 beim CCR. In dem Zuge machte ich auch Bekanntschaft mit Volker, welcher eine ähnliche Begeisterung für’s Tauchen hat wie ich! 🙂

Meinen genauen Werdegang kannst du in meinem Blog nachlesen: Über Michael

Was für einen Rebreather tauchst du?
Michael: Mein erstes Gerät war der rEvo eCCR III – bei dem ich bis heute hängen geblieben bin. Für mich eine gute Entscheidung dieses Gerät zu wählen.

Ein paar Personalisierungen durfte sich mein rEvo schon gefallen lassen. Falls dich da Details interessieren melde dich diesbezüglich nochmal.

Warum hast du dich genau für diesen Rebreather entschieden?
Michael: Dabei wurde ich stark von Volker beeinflusst, der auch den rEvo taucht und den DR5 als Computer nutzt. Das hat mir Leidenswege mit diversen anderen Kreiseln erspart. Damals habe ich mir auch noch das Inspiration angesehen, fiel aber dann wegen der Frontgegenlungen weg. Außerdem wollte ich einen europäischen Hersteller, damit im Reparaturfall alles schnell abgewickelt werden kann – und das funktioniert bei rEvo super. Ersatzteile sind meistens innerhalb von 3 Tagen da.

Den JJ und den SF2 gab es damals noch nicht, das wären heute sicher auch Geräte, die ich in die engere Wahl nehmen würde – aber nicht so eng, dass ich meinen rEvo jetzt dafür verkaufen würde! 😉

Was für Tauchgänge machst du mit deinem Rebreather?
Michael: Tief und lange – am liebsten an Wracks! Die meiste Zeit am Attersee, da es ja unser Haussee ist – hier haben wir zwar nur kleinere Wracks, aber auch die sind nett. Und da für jeden „Tief und lang“ etwas anderes bedeutet und ich die Folgefrage schon höre präzisiere ich noch: Zur Zeit ist bei mir Tief in der Regel zwischen 80-100m und lang 120-180 Minuten.

Weiter’s organisiere ich gerne Trips zur Haven und nach Scapa flow. Scapa ist eigentlich schon überfällig – spätestens nächstes Jahr plane ich wieder eine Reise dorthin im OffShore Bereich.

Was sind deiner Meinung nach die Vorteile und die Nachteile deines Rebreathers?
Michael: Ich habe mich 2010 bewusst für eCCR entschieden. PSCR wollte ich nicht, da ich nicht dauernd stöpseln wollte und ich einen schlanken Kreisel bevorzuge. Am rEvo speziell gefällt mir das Kalkbehälterkonzept. Davon sind ja 2 Stk im Gerät. Diese kann man im Rotationsprinzip wechseln, oder beide für einen langen Tauchgang nutzen. Weiter’s lässt sich der rEvo wie ein Doppelgerät tauchen. Alles befindet sich am Rücken – auch die Gegenlungen.

Das „e“ ist sicher Geschmackssache, ich mag es. Ein Gas im Kreisel und keine Tiefenbeschränkung mit der gleichen Konfiguration. Im Gegenzug ist eine Magnetventil und eine Batterie mehr im Gerät, die gewartet werden wollen. Meinen rEvo tauche ich wie einen mCCR (jedoch ohne constant flow), ich speise den O2 manuell ein. Die Elektronik ist auf einen ppO2 von 1.1 eingestellt und reagiert erst, falls ich manuell nicht reagiere und der ppO2 unter 1,1 fällt – als eine Art Rettungsfalschirm in Stresssituationen quasi.

Was würdest du jemandem empfehlen, der mit dem Rebreather-Tauchen beginnen möchte?
Michael: Auf jeden Fall versuchen sein Wunschgerät probe zu tauchen. Es gibt einige gute Geräte, vieles hängt vom persönlichen Geschmack ab. Und vom Feintarieren mit der Lunge kann man sich verabschieden. Das funktioniert nicht mehr – das war für mich zu Beginn eine große Umstellung. Eine technische OC Ausbildung ist von Vorteil, da das Stagehandling schon erlernt wurde – aber nicht unbedingt Voraussetzung.

Hauptsache CCR – egal ob mCCR, hCCR oder eCCR – wohl muss man sich selber fühlen dabei!

So, das war es mit den Rebreather-Interviews. Ich hoffe Ihr konntet Euch einen guten Eindruck über die verschiedenen Systeme machen. Ich denke sowohl die Vorteile der einzelnen Systeme als auch deren Nachteile wurden durch die Interviews gut herausgestellt!

Auf diesem Weg auch noch einmal ein dickes Dankeschön an alle Interviewten! Solltet Ihr noch Fragen haben, entweder allgemein zum Thema Kreislaufgeräte/ Rebreather, schreibt’s in die Kommentare.

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