Nachdem wir uns im letzten Artikel mit den Grundlagen des Selbstischen von Gasen auseinander gesetzt haben (was sind Mischgase? Wofür werden diese verwendet? Füllmethoden usw.) möchte ich mit diesem Artikel den Aspekt der Ausrüstung etwas näher beleuchten. Es hat sich (leider) nicht damit getan, dass Ihr Euch eine Sauerstoffflasche in die Garage stellt. Ihr benötigt noch einige Dinge mehr. Angefangen von Adaptern, über Füllschlauch bis hin zu Analysern.
In diesem Artikel möchte ich Euch die einzelnen Ausrüstungsgegenstände gerne genauer vorstellen und ein paar Tipps dazu geben.
Bevor wir aber beginnen, hier noch einmal der wichtige Hinweis:
Achtung: Dieser und folgende Artikel sind keine Anleitung, wie man Mischgase selbst herstellt! Im nicht sachgemäßen Umgang mit Gasen besteht erhebliches Verletzungsrisiko! Mischgase selbst herzustellen erfordert eine gründliche Einführung in die Materie! Ohne einen Gas-Blending-Kurs rate ich ausdrücklich davon ab, Gase selbst zu mischen! Wie geschrieben, es besteht erhebliche Verletzungsgefahr!
Was benötigt Ihr zum Gase mischen?
Wenn Ihr Euch dazu entschieden habt, Eure Atemgase selbst zu mischen (Nitrox, Trimix), dann benötigt Ihr hierzu einiges an Ausrüstung. Neben den Speicherflaschen, die Euch die „Grundgase“ für das Mischen liefern, ist auch noch einiges an Zubehör von Nöten. Im Detail benötigt Ihr folgende Dinge:
- Speicherflaschen, mit Gasen (Sauerstoff, Helium)
- Adapter für die Ventile der Speicherflaschen
- Einen Füllschlauch. Dieser muss sauerstoff-kompatibel sein!
- Analysengerät, um die Gasgemische zu kontrollieren.
- Kompressor
Speicherflaschen
Die Grundlage zum Mischen von Atemgasen, sind die Speicherflaschen. Diese liefern Euch die Grundgase Sauerstoff und Helium, die Ihr zum Mischen der Standardatemgase (Nitrox und Trimix) benötigt.
Für Taucher gibt es in Deutschland drei Möglichkeiten an Gase zu gelangen:
- Ihr habt Kontakte zu einem Gashändler, der Euch die Gase verkauft.
- Ihr habt eine Kundennummer über die IG Gase (Interessengemeinschaft Gase)
- Ihr seid Mitglied im VDST und nehmt dort am Gasprogramm teil (VDST Gaslogistik).
Was genau sind Speicherflaschen?
Wenn ich in diesem oder auch anderen Artikeln der Serie über „Speicherflaschen“ schreibe, meine ich Flaschen mit folgenden Merkmalen:
- 50 Liter Volumen
- 300 bar Druck
- Inhalt Sauerstoff oder Helium
Adapter für Ventile
Ein erster Ausrüstungsgegenstand, den Ihr speziell für das Mischen von Gasen benötigt, ist ein Adapter für das Ventil der Speicherflaschen. Speicherflaschen kommen in der Regel mit standardisierten Ventilen.
Folgende Adapter werden benötigt:
Für Sauerstoff: W30 x 2 O2 innen
Für Helium: W30 x 2 Helium/ Argon innen
Der Anschluss des Füllschlauchs ist in der Regel ein G5/8″ (Zoll) Anschluss. Dies ist auch das Standard-Ventilmaß für Pressluftflaschen bei Tauchern.
Um den Füllschlauch an das Ventil der Speicherflaschen anschließen zu können, benötigt Ihr also einen Adapter.
Ventile der Speicherflaschen
Im oberen Bild seht Ihr ein Ventil einer Speicherflasche, mit Außengewinde. Größe dieses Ventils ist W30 x 2. Sowohl Sauerstoff- als auch Helium- und Argon-Speicherflaschen haben die gleichen Ventilgrößen!
Oben seht Ihr nun das Ventil mit einem aufgeschraubten Adapter. Damit lässt sich der G5/8″ Anschluss des Füllschlauchs an das Ventil anschließen.
Rechtliches – Gasgemische und Ventile in Deutschland
Ich möchte hier schon vorausgreifend auf den 4. Teil der Artikelserie „Gase selbst mischen“ hinweisen. Dieser wird sich ausschließlich mit rechtlichen Dingen, Vorschriften, Ventilgrößen etc. beschäftigen. In Deutschland und der EU gibt es spezielle Vorschriften, welches Ventil auf einer Flaschen sein muss, die ein spezielles Gas enthält. So gibt es Unterschiede zwischen Luft und mit Sauerstoff angereicherten Gasen und vieles mehr. Da das Thema aber so umfangreich ist, wird es hierzu einen eignen Artikel geben!
Dieser Artikel soll sich ausschließlich mit der Ausrüstung beschäftigen.
Füllschlauch
Der zweite Ausrüstungsgegenstand, den Ihr für das Mischen von Gasen benötigt, ist der Füllschlauch.
Da beim Mischen mit Drücken bis 300 bar gearbeitet wird, muss es ein spezieller Füllschlauch sein, der für diese Drücke ausgelegt ist. Die Sauerstoff-Kompatibilität muss ebenfalls gegeben sein. Sowohl beim Füllen von Nitrox als auch von Trimix wird 100%iger Sauerstoff übergeströmt. Das heißt, sowohl Schlauch als auch alle O-Ringe müssen sauerstoffkompatibel sein!
In der Regel besteht der Füllschlauch aus zwei Gewinden (Größe G5/8″), die an die Speicherflasche und an die zu füllende Flasche angeschlossen werden. Zweiter Bestandteil ist ein großer Manometer (Druckanzeige), der Euch dabei hilft, die benötigten Partialdrücke der Gase genau zu sehen. Und als letztes Teil gibt es noch den Handregler, mit dem Ihr die Stromgeschwindigkeit des Gases regulieren könnt (dies ist besonders bei Sauerstoff von sehr großer Bedeutung!).
Der Füllschlauch im Detail:
Druckanzeige des Füllschlauchs (analog oder digital)
Füllschläuche gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Unter anderem könnt Ihr Euch entscheiden, ob Ihr ein analoges oder digitales Manometer haben möchtet. Unterscheid ist zum einen natürlich der Preis. Die digitalen Manometer sind deutlich teurer, als die analogen. Zum anderen gibt es aber auch Unterschiede in der Alblesbarkeit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass Ihr den aktuellen Druck gut ablesen könnt. Beim Mischen von Gasen kommt es auf Genauigkeit an. Daher muss der Manometer auch eine Größe haben, die gut ablesbar ist.
Digitale Manometer haben nun den Vorteil, dass sie auch die Stelle nach dem Komma noch anzeigen. Das heißt, Ihr könnt den aktuellen Druck wirklich sehr genau ablesen. Analoge Manometer bieten diesen Vorteil nicht. Diese sind, wie auf dem Bild zu erkennen, grob unterteilt.
Ich persönlich fülle mit einem analogen Füllschlauch. Man muss den Zeiger zwar gut im Blick haben, aber bisher habe ich mich noch nicht komplett am Zielwert des Gasgemisches vorbeibewegt. Daher würde ich bei der Entscheidung, ob analoger oder digitaler Manometer, auf die persönlichen Vorlieben verweisen.
Regler für Überströmgeschwindigkeit
Ebenfalls Teil des Füllschlauches ist ein Handrad, mit dem Ihr die Strömungsgeschwindigkeit des Gases regeln könnt. Das heißt, Ihr könnt genau einstellen, mit welcher Geschwindigkeit das Gas in die zu füllende Flasche strömt. Hier müsst Ihr darauf achten, dass der Regler leicht zu bedienen ist, und auch fein einstellbar ist. Gerade beim Überströmen von Sauerstoff ist die Fließgeschwindigkeit des Gases sehr wichtig.
Kompressor
Wenn Ihr die zu füllende Flasche mit Euren „Grundgasen“ vorgefühlt habt, müsst Ihr sie in der Regel noch mit Pressluft auf den letztendlichen Enddruck füllen. Hierzu ist ein Kompressor von Nöten!
Ihr benötigt nicht zwangsläufig einen eigenen Kompressor, müsst aber in irgendeiner Weise Zugriff auf einen Kompressor haben!
Hier bieten sich Tauchclubs oder Tauchshops an. Hier ist es aber wichtig, dass Ihr im Vorfeld klärt, ob Gasmischungen hier aufgefüllt werden dürfen! Bringt auf keinen Fall eine Flasche, in der sich Sauerstoff befindet ohne Kommentar zu einem Tauchshop und lasst Euch diese hochdrücken! Wie bereits geschrieben: Der Umgang mit reinem Sauerstoff ist nicht ungefährlich. Das trifft auch beim Aufdrücken mit Pressluft zu!
Wichtig beim Thema Kompressor ist auch, dass es einen eigene EU-Norm (EN) für das Füllen von Nitrox gibt – die so genannte Nitroxnorm. Diese besagt, dass normale Pressluft, die zum Tauchen verwendet wird, unter Umständen Verschmutzungen in den Flaschen und Ventilen verursachen kann. Daher gibt es für Pressluft, die für Nitrox gedacht ist, eine eigene Norm.
Wie bereits mehrfach erwähnt, werde ich hier nicht auf Details eingehen! Dies sind Grundlagen eines Gasblender-Kurses!
Personal Filter
Beim Thema Gase mischen trifft man auch immer mal wieder auf das Thema „Personal Filter“. Dies sind kleine Filter, etwa in der Größe einer Thermoskanne, die man zwischen seine Flasche mit den vorbereiteten Grundgasen und den Kompressor schaltet. Dieser Filter soll dann eventuelle Verunreinigungen aus der Kompressorluft filtern.
Ich stehe dem Thema eher etwas skeptisch gegenüber. Daher kann ich hier auch nicht ausführlich darauf eingehen! Was ist Eure Meinung zum Personal Filter? Schreibt’s in die Kommentare!
Analyser
Jeder der mit Nitrox oder Trimix taucht, braucht auch zwingend einen eigenen Analyser! Dieser dient dazu das Atemgas in der Tauchflasche direkt vor dem Tauchgang zu analysieren. Wenn ich nicht weiß, welches Atemgas sich in meiner Flasche befindet, gehe ich mit dieser Flasche NICHT tauchen!
Je nach Analyser-Typ, kann Euch das Gerät sowohl den O2- als auch den He-Gehalt des Gasgemisches nennen.
Ein O2-Analyser gehört auf jeden Fall in die Grundausstattung. Der O2-Gehalt ist die wichtigste Kennziffer bei Mischgasen, da dieser über die MOD und damit das Tauchgangsprofil bestimmt.
Gase analysieren
Zum Thema „Analysieren von Atemgasen“ habe ich in der Serie zum Einsteig in das Nitroxtauchen schon einmal einen Artikel verfasst. Wer mehr zu diesem Tham wissen möchte, bitte dem Link folgen: Einsteigerserie Nitrox: Flaschen analysieren und markieren
Wie Ihr sehen könnt, kommt für das Mischen von Atemgasen noch einmal ein bisschen was an Ausrüstung zusammen! Neben den Speicherflaschen benötigt Ihr noch das ein oder andere Spezialequipment um Gase zuhause mischen zu können. All diese Ausrüstungsgegenstände findet Ihr bei großen, gut sortierten Tauchshops, die sich an technische Taucher wenden.
Wenn Ihr Euch die Ausrüstung zulegt, schaut nicht zu knauserig auf die Preise. Gerade beim Füllschlauch würde ich persönlich nicht zum günstigsten Modell tendieren. Wie bereits mehrfach beschrieben, ist der Umgang mit reinem Sauerstoff nicht ganz ungefährlich. Daher habe ich hier lieber adäquates Equipment zur Hand, dem ich dann auch trauen kann!
Und noch einmal der Hinweis:
Achtung: Dieser und folgende Artikel sind keine Anleitung, wie man Mischgase selbst herstellt! Im nicht sachgemäßen Umgang mit Gasen besteht erhebliches Verletzungsrisiko! Mischgase selbst herzustellen erfordert eine gründliche Einführung in die Materie! Ohne einen Gas-Blending-Kurs rate ich ausdrücklich davon ab, Gase selbst zu mischen! Wie geschrieben, es besteht erhebliche Verletzungsgefahr!
Wie geht die Serie weiter?
Nachdem wir in den letzten Artikel die Grundlagen des eigenständigen Mischen von Atemgasen und in diesem Artikel die Ausrüstung, die hierzu benötigt wird, beleuchtet haben, möchte ich im nächsten Artikel einen genaueren Blick auf die rechtlichen Aspekte des Gasgemisches werfen.
Gerade in Deutschland und der EU gibt es mittlerweile einige Normen und Vorschriften, die man kennen sollte. Angefangen von speziellen Ventilen, über die Nitroenorm usw. Aber hierzu mehr im nächtens Artikel.
Bisher erschienene Artikel der Serie:
Teil 1: Gase selbst mischen – neue Serie
Teil 2: Gase selbst mischen – Einführung, Voraussetzungen und Gefahren
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