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Einsteigerserie: Technisches Tauchen – Interview mit Richard Walker, GUE

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Interview mit Richard Walker, Copyright: Richard Walker

Passend zum Artikel über das Trimix-Tauchen von letzter Woche, möchte ich Euch heute ein dazu passendes Interview präsentieren. Mein Interviewpartner ist Richard Walker aus Großbritannien. Richard ist GUE Tec 1 uns 2 Instructor und der „Technical Training Director“ von GUE.

Mit dem Interview möchte ich Euch ein paar Einblicke in das technische Tauchen bzw. das Tauchen mit Trimix, aus der Sicht eines Ausbildungsverbandes geben … viel Spaß beim Lesen!

Hi Rich, könntest Du Dich meinen Lesern kurz vorstellen?

Rich Walker: Hi Stefan, mein Name ist Rich Walker, ich bin hauptberuflich Tauchlehrer bei Global Underwater Explorers. Ich betreibe auch meine eigene Firma, Wreck and Cave, über die ich Tauchausbildung auf hohem Niveau anbiete, sowie Reisen und Expeditionen für Taucher organisiere, die das Tauchen lieben.

Der letzte Artikel der Einsteigerserie: Technisches Tauchen behandelte das Thema „Trimix tauchen“. Könntest Du uns bitte etwas über die technischen Tauchkurse von GUE erzählen? Welche Inhalte werden in den Kursen behandelt und welche Qualifikationen sollte man haben, wenn man einen Tec-Kurs machen möchte?

Um mit einem GUE Tec-Kurs zu beginnen, muss man zuerst einen GUE Fnndamentals Kurs bestanden haben. Dies ist sehr wichtig, da es den Taucher auf die Dinge vorbereitet, die ihn im Tec-Kurs erwarten- sowohl was die Ausrüstung betrifft, als auch in Bezug auf seine taucherischen Fähigkeiten. Themen wie präzise Tarierung, Equipment-Management und das Verstehen von Gas-Management und Tauchgangsplanung werden alle auf einem sehr hohen Standard im Kurs gelehrt.

Die Tec-Kurse beginnen mit dem Tec 1. Dies ist der erste Schritt zum technischen Tauchen. Es ist ein Trimix-Kurs, bei dem ein 21/35 oder 18/45 als Rückengas und ein 50% Nitrox zur Dekompression zum Einsatz kommen. Der Kurs beginnt mit 2-3 Tauchgängen, bei denen die so genannten „critical skills“ in einer szenario-basierten Umgebung geübt werden. Dies bedeutet, dass der Tauchlehrer die Schüler mit Problemen konfrontiert (z.B. abblasende Ventile, oder ein out-of-gas Buddy), die dann als Team gelöst werden müssen. Die Probleme werden komplexer je weiter der Kurs voranschreitet. Der Schwerpunkt wechselt dann zu Aufstiegsübungen – hier wird darauf geachtet, dass der Aufstieg in einer bestimmten Zeit durchgeführt wird, und dass der Taucher beim Aufstieg aufkommende Probleme meistern kann, ohne dabei seinen Trimm und die Tarierung zu verlieren. Anschließend folgt die Phase, in der die Taucher Erfahrung sammeln sollen: Drei Tauchgänge auf eine maximale Tiefe von 50 m mit einer maximalen Dekompressionszeit von 30 min.

Der theoretische Anteil des Kurses ist ebenfalls sehr hoch! Es gibt drei grundlegende Themen, die behandelt werden: Gasmanagement, Dekompression und die Benutzung von Mischgasen. Wir erklären, wie die Theorie funktioniert, um dann etwas – für GUE – sehr einmaliges zu machen: Wir entwickeln einfache „Werkzeuge“ für Gasmanagement, Dekompression und Sauerstoff, die der Taucher ohne komplexe Kalkulationen einsetzen kann. Man kann diese „Werkzeuge“ auch unter Wasser sehr leicht anwenden, falls notwendig, so einfach sind diese.

Der Tec 2 Kurs folgt einem sehr ähnlichen Format, wobei nun aber zwei Flaschen für die Dekompressions zum Einsatz kommen, plus eine Stageflasche, die mit einem „Bottom Gas“ gefüllt ist. Die Prozeduren für das Ausrüstungsmanagement und die Protokolle für die Gaswechsel werden hier verstärkt behandelt, und wir legen großen Wert darauf, dass sich der Taucher damit vertraut macht. Der Kurs schließt ebenfalls mit drei Experience Dives, die eine maximale Tiefe von 75 m und einer maximalen Dekompressionszeit von 60 Minuten haben.

Bei einigen Ausbildungsorganisationen kann man direkt mit einem „extended Nitrox“ oder einem „Trimix-Kurs“ beginnen. Warum hat GUE die erfolgreiche Teilnahme an einem Fundamentals-Kurs als Voraussetzung für den Tec 1? Was waren die Hintergedanken hierbei?

Der Fundamentals-Kurs wurde entwickelt, weil viele Taucher, auf Grund fehlender taucherischer Fähigkeiten, durch die Tec- und Höhlenkurse gefallen sind. Um den Einstieg in das technische Tauchen zu erleichtern, wurde der Fundamentals-Kurs ins Leben gerufen. Die Ironie dabei war, dass der Kurs auch im Sporttauchen sehr gut angenommen wurde, da Taucher die Fertigkeiten zu Trimm, neutraler Tarierung, effizienten Flossenschlägen, solidem Teamwork und auch dem Fokus auf das Teamwork als sehr wichtig erachten.

Oft ließt man im Internet, dass GUE Kurse bzw. das DIR-System ein starres System ist, bei dem es keine Änderungen gibt. Wie entwickelt sich das technische Programm bei GUE (oder wie hat es sich in den letzten Jahren entwickelt) und was ist dabei Deine Aufgabe als Technical Training Director?

Das Tauchen nach GUE ist ein sehr standardisiertes Tauchen! Dies bringt sehr viele Vorteile für das Teamtauchen. Jeder nutzt die gleiche Ausrüstungskonfiguration, was sinnvoll ist, da jeder weiß, wie der andere konfiguriert ist, Ausrüstung kann sehr leicht geteilt werden, was zum Beispiel bei großen Projekten von Vorteil ist. Die Standardprozeduren reduzieren die Möglichkeit, dass es Verwirrungen bei der Kommunikation gibt, und ermöglichen es dem Taucher so, den Tauchgang zu genießen und sich nicht auf andere Dinge konzentrieren zu müssen.

Unsere Standards haben sich über die letzten Jahren entwickelt und haben eine sehr stabile Position erreicht. Sie funktionieren in jeder Situation, und müssen daher nur selten angepasst werden. Das soll nicht heißen, dass wir als Ausbildungsorganisation nicht auch einen Blick auf neue Entwicklungen werfen, und erörtern, ob diese Entwicklungen nicht auch einen Vorteil für unsere Art des Tauchens haben. Zum Beispiel könnte die LED-Technologie und neue Akkus in Zukunft die Tanklampe überflüssig machen, und wir müssen dementsprechend diese neuen Technologien für uns anpassen.

Und die letzte Frage: Eines Deiner Projekte heißt „Project Tiger“. Könntest Du uns darüber noch etwas erzählen?

„Project Tiger“ begann im Jahr 2010 mit dem Ziel zwei Wracks, die während der „Operation Tiger“ (Exercise Tiger) im Zweiten Weltkrieg gesunken sind, auf Video zu dokumentieren. Operation Tiger war eine Übung für die geplante Landung am D-Day 1944. Neun LSTs (Landing Ship for Tanks – Landungsschiff für Panzer) waren in einem Konvoi in der Lyme Bay unterwegs, als sie von deutschen Schnellbooten entdeckt und angegriffen wurden. Zwei der LSTs wurden versenkt und über 700 Seeleute verloren ihr Leben.

Wir haben Foto- und Videoaufnahmen sowie Pläne der LST 531 und 507 erstellt um zu dokumentieren, in welchem Zustand die Wracks heute sind, und um zu zeigen, welche Opfer von diesen Männern 1944 erbracht wurden.

Die Wracks liegen in einer Tiefe von 48-50 m und sind damit perfekt für GUE Tec 1 Taucher, die an richtiger Projektarbeit teilnehmen möchten. Die Geschichte ist faszinierend und wir finden bei jedem Tauchgang neue Dinge heraus. In Zusammenarbeit mit Historikern und der Royal Navy hoffen wir, dass sich das Projekt weiter entwickelt, und sowohl für Taucher als auch für die Öffentlichkeit von Interesse ist!

Rich, vielen Dank für das Interview und die interessanten Eindrücke.

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