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Interview mit Liam Allen zum GUE Projekt „USS Atlanta“ [Teil 2]

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Wie versprochen gibt es heute den zweiten Teil des Interviews mit Liam Allen zum GUE-Projekt „USS Atlanta“ auf den Solomon Islands. Nachdem es im ersten Teil des Interviews hauptsächlich um die Planung und die Aufstellung des Teams ging, fokussiert sich der zweite Teil auf die Tauchgänge, die am Wrack durchgeführt wurden. Viel Spaß beim Lesen!

Tipps für Taucher: Liam, wie waren die Tauchbedingungen vor Ort?

Liam: Die Bedingungen auf den Solomon Islands sind nahezu perfekt, denn die Region bietet einen der besten Plätze für technische Tauchgänge weltweit. Die Wassertemperaturen liegen bei 28 bis 30 Grad Celsius, selbst in der Tiefe. Die Meeresoberfläche ist meist flach und sehr ruhig. Es können aber auch ab und an sehr starke Gezeitenströmungen auftreten, die die Sichtverhältnisse unter Wasser von einem auf den anderen Tag völlig ändern können, und von Zeit zu Zeit auftretende starke Winde können sehr hohe Wellen nach sich ziehen.

Wir hatten aber das Glück, dass es kaum Strömung gab und wir fantastische Sichtweiten während des kompletten Projekts hatten. Wir planten unsere Abstiege so, dass wir genau im Fenster zwischen Ebbe und Flut abtauchten, und bei wieder einsetzender Strömung die Dekompression in der Strömung treibend durchführten. Dies verminderte den Stress bei der Deko erheblich und machte diese deutlich angenehmer.

Tipps für Taucher: In welchem Zustand befindet sich das Wrack?

Liam: Wenn man die Anzahl der Einschläge betrachtet, die sie in der Nacht vor ihrem Untergang einstecken musste, ist sie in einem hervorragenden Zustand. Sie liegt auf ihrer Backbordseite und ausgenommen die Brücke und das Heck, die ziemlich zerstört sind, ist sie in einem sehr guten Zustand. Es gibt dort immer noch so viel zu entdecken und ich kann es kaum erwarten wieder dort zu tauchen.

Tipps für Taucher: Wie habt Ihr die Tauchgänge in diese Tiefen durchgeführt? Gab es bestimmte Abläufe?

Liam: Wir beschränkten das Team auf sechs Taucher und änderten jeden Tag den Verantwortungsbereich jedes einzelnen. So war der Wechsel von Tauchgängen an das Wrack und die Arbeit als Support-Taucher jeden Tag gegeben. Die Taucher, die zum Wrack hinab stiegen benutzten RB80 Kreislaufgeräte mit Doppel-80-Kubikfuss-Flaschen und einer Bottom-Stage, jeweils gefüllt mit einem Trimix 8/85. Auch wenn das sehr viel Gas (bottom-gas) ist, ist es doch gut zu wissen, dass man auf Tiefe genügend Reserven dabei hat, für den Fall, dass das Kreislaufgerät eine Fehlfunktion hat. Für den Aufstieg benutzte jeder Taucher vier Deko-Gase mit den MODs 57m, 36m, 21m und 6m, was den GUE Standardgasen entspricht. Mit jedem dieser Gase verringert man das Inertgas und erhöht den Sauerstoffanteil um somit die Dekompression zu beschleunigen.

An jedem Tag hatten wir zwei Support-Taucher im Wasser, um den anderen Tauchern mit der Ausrüstung zu helfen, die für den Tauchgang notwendig war. Auf Grund der Vielzahl an Flaschen, der Video-Beleuchtung, den Kameras und Scootern, die benötigt wurden, mussten die Support-Taucher diese Ausrüstung auf die Deko-Stufen bringen bevor die Taucher, die das Wrack betauchen würden, ins Wasser gingen. Nachdem die Taucher dann im Wasser waren nahmen sie die Stage-Flaschen auf, zwei der vier Deko-Gase, die Video-Beleuchtung, Kameras und Scooter. Dadurch verlängerte sich die Zeit, bis die Taucher von der Oberfläche aus das Wrack erreichten um bis zu 15 Minuten. Daraus resultierten dann auch Grundzeiten von bis zu 45 Minuten und Gesamttauchzeiten von 5 Stunden!

Alle Tauchgänge wurden im Vorfeld mit dem GUE DecoPlanner durchgerechnet, mit dem Ziel die Deko so einfach wie möglich zu gestalten. Während den Aufstiegen nahmen die Support-Taucher dann die Kameras, Videobeleuchtung und nicht mehr benötigte Flaschen  entgegen und tauschten diese gegen die benötigten Deko-Flaschen aus. Die Arbeit der Support-Taucher ist bei Tauchgängen dieser Art sehr wichtig und dadurch wurde auch jeder Tauchgang ein Erfolg für das gesamte Team. Das Entgegennehmen nicht mehr benötigter Ausrüstung auf den Deko-Stufen durch die Support-Taucher ist eine riesengroße Hilfe und gestaltet die Dekompressionszeit um einiges angenehmer.

Tipps für Taucher: Wie viele Tauchgänge habt Ihr insgesamt durchgeführt?

Liam: Wir hatten mit sechs Tauchtagen geplant, an denen pro Tag ein Team von drei bis vier Tauchern zum Wrack hinab tauchen sollte. Die anderen Teammitglieder waren für die Unterstützung an der Oberfläche und während der Deko zuständig. Die Einteilung variierte je nachdem wie sich die einzelnen Taucher an den einzelnen Tagen fühlten. Wie man sich gut vorstellen kann sind Tauchgänge von mehreren Stunden, über mehrere Tage,  sehr anstrengend, sowohl körperlich als auch geistig. Daher war es sehr wichtig, dass sich jeder Taucher zu 100% bereit für einen Tauchgang fühlte. Insgesamt führte das Team 20 Tauchgänge am Wrack durch.

Tipps für Taucher: Wie wichtig war es, dass alle Taucher ein GUE Training genossen haben?

Liam: Das ist eine sehr gute Frage, und vor allem eine, die auch in vielen Foren gestellt wird. Bei einer Expedition diesen Ausmaßes finde ich, ist es zwingend notwendig ein vollständiges Verständnis dafür zu haben, wie die Tauchausrüstung jedes einzelnen Tauchers konfiguriert ist, eine Bandbreite an Standardgasen für das Tauchteam und ein außergewöhnliches taucherisches Können zu haben und die Fähigkeit als Team zusammen zu arbeiten. Es gibt so viele Variablen bei tiefen technischen Tauchgängen, von denen Standardisierung viele eliminiert. Bei dieser Art von Tauchgängen bietet die Philosophie von GUE in Sachen Teamwork, taucherische Fähigkeiten, standardisiertes Equipment und standardisierte Gase den Vorteil, dass die Entscheidung nur Taucher mit diesen Kenntnissen auszuwählen sehr einfach ausfällt. Aus diesem Grund gab es keine andere Entscheidung als nur GUE-Taucher auszuwählen. Natürlich möchte ich damit nicht behaupten, dass andere Taucher solche Tauchgänge nicht durchführen können, ich kenne viele, die unglaubliche Dinge tun und ich respektiere diese Leistungen, allerdings kann ich dort auch die Schwierigkeiten mit nicht standardisierten Ansätzen erkennen.

Tipps für Taucher: Welchen Rat würdest Du GUE-Tauchern geben, die gerne an solchen Projekten teilnehmen würden?

Liam: Viele Taucher möchten wissen, wie sie an solchen Expeditionen teilnehmen können, und genauso ging es mir auch für viele Jahre. Ich glaube die nahe liegende Antwort ist, nehmt an Kursen teil, und eignet Euch die Fähigkeiten an, die für solche Tauchgänge notwendig sind. Darunter fallen zum Beispiel auch das Dokumentieren, erstellen von Karten, Scooter-Erfahrung, Video-Erfahrung, Foto-Erfahrung und Rebreather-Training sind ein großes Plus!

Aber Projekte müssen ja auch nicht immer tief oder mit extrem langen Grundzeiten sein, und ich würde jeden GUE-Taucher dazu ermutigen, eigene Projekte zu starten, ob klein oder groß. Es gibt so viele Möglichkeiten dazu und es gibt keine bessere Zeit um damit anzufangen als jetzt.

Tipps für Taucher: Wirst du für eine neue Expedition in die Region zurückkehren?

Liam: Für mich sind die Solomon Islands ein sehr spezieller Ort, und auch wenn es sehr teurer ist an solch einem abgelegenen Ort mit kaum passender Infrastruktur zu tauchen, werde ich definitiv wieder kommen. Die Inseln gehören zu einem der besten Plätze für technisches Tauchen und ich bin sehr glücklich darüber, dass sie für mich so nahe liegen. Die Geschichte der Inseln ist beeindruckend und es gibt sehr viele Wracks, die man entdecken kann.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die in das Projekt involviert waren! Es benötigt jedes Mal eine große Portion an Unterstützung und Engagement so etwas zu organisieren und vor allem eine solch weite Reise auf sich zu nehmen zu einem Wrack, das noch kaum dokumentiert wurde und dessen genauer Zustand nicht wirklich bekannt war. Daher, vielen Dank für den Glauben an die laufende Expedition und in mich, dass dies wieder eine grandiose Expedition wird … bis zur nächsten …

So, da bleibt mir am Schluss doch nur noch zu sagen: Vielen Dank, Liam, für das erste Interview hier auf Tipps für Taucher.

Ich hoffe das Interview hat Euch einen Einblick geben können, wie ein Projekt dieser Größenordnung geplant, organisiert und vor allem durchgeführt wird! Und natürlich hoffe ich, dass Ihr beim Lesen genau so viel Spaß hattet wie ich!

Und zum Schluss hier noch die passenden Links zum Interview:

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