Tipps für Taucher

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Interview mit Liam Allen zum GUE Projekt „USS Atlanta“ [Teil 1]

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Es wird mal wieder Zeit für eine neue Kategorie hier auf Tipps für Taucher- Daher möchte ich heute eine lockere Serie von Interviews einläuten. Diese Interviews sollen Euch mit Hintergrundinformationen versorgen und Euch Einblicke in Bereiche geben, die in anderen Tauchmagazinen oder Blogs vielleicht nicht behandelt werden. Den Anfang macht heute Liam Allen, mit einem Interview über das GUE Projekt „USS Atlanta“, das im Mai 2011 auf den Solomon Islands statt fand.

Hintergrundinfo: Liam Allen

Liam begann 1988 in den Seen der irischen Midlands das Tauchen und erkundete nach und nach die raue Westküste Irlands. Nach seinem Umzug nach Sydney entschied er sich dazu seinen Lebensunterhalt als Tauchlehrer zu verdienen. Mittlerweile hat Liam mit über 2500 Tauchgängen weitreichende Erfahrungen im Bereich des Wracktauchens, von den norwegischen Fjorden über Sri Lanka bis zu den pazifischen Inseln. Auch als Höhlentaucher erkundete er schon Höhlensysteme in Australien, China und Mexiko.

2009 war er beispielsweise ein Teil der GUE China Höhlenexpedition in der Karst-Region Feng Shan. Dieses Projekt beinhaltete die ersten Höhlentauchgänge, die je in China unternommen wurden. Ebenfalls ist Liam einer der Co-Autoren des Buches „Beginning with the end in mind“, dem Leitfaden für die Sporttaucherausbildung bei GUE.

Und „nebenher“ ist er noch Besitzer der Tauchbasis Dive Centre Bondi.

Hintergrundinfo: Das Wrack „USS Atlanta“

Das US-amerikanische Schiff USS Atlanta mit der Kennung CL-51 wurde im Spätjahr 1941 in Dienst gestellt und sank am 13. November 1942 während der Seeschlacht von Guadalcanal. Sie war das Hauptschiff der Atlanta-Klasse, die aus 11 leichten Kreuzern bestand, deren Aufgabe hauptsächlich aus dem Schutz vor feindlichen Flugzeugen bestand. Das Wrack wurde 1992 zum ersten Mal von Dr. Robert Ballard in einer Tiefe von 130m wiederentdeckt. Den ersten Tauchgang zum Wrack führte Kevin Denlay 1995 durch. Seit diesem ersten Tauchgang sind, auf Grund der extremen Tiefe und der abgelegenen Position, nur sehr wenige Taucher zu dem Wrack hinabgetaucht. Dennoch führte eine Gruppe von GUE-Tauchern im Mai 2011 eine erfolgreiche Expedition zum Wrack durch, die das Ziel hatte das Wrack sowohl anhand von Foto- als auch Video-Material für die Nachwelt zu erhalten.

Tipps für Taucher: Liam, was waren die Ziele dieser Expedition?

Liam: Die Ziele der Expedition standen ganz klar im Einklang mit den Grundsätzen von GUE: Entdecken, Forschung, Erhaltung und qualitativ hochwertige Ausbildung. Unser Hauptziel war es das Wrack zu erforschen und mit Hilfe von HD-Video und speziellen Beleuchtungssystemen für Unterwasserproduktionen zu dokumentieren. Zu diesem Zeitpunkt haben nur sehr wenige Taucher die USS Atlanta betaucht, daher sind weite Teile des Schiffs immer noch unerforscht.

Unsere Mission war es anhand von Bildern, nicht nur die Schäden zu dokumentieren, die während der Seeschlacht entstanden sind, sondern auch das Wrack in digitaler Weise zu konservieren, bevor es vom Meer endgültig zerstört wird. Aus konservatorischer Sicht, korrodiert die Atlanta zunehmends und ihre Treibstofftanks beginnen langsam zu lecken. Dies machen auch die Ölfilme klar, die immer wieder an der Oberfläche um das Wrack herum sichtbar werden.

Während wir hier leider nicht viel ausrichten können, war ein Teil des Projekts auch Informationen über den Zustand der Treibstofftanks zu sammeln und herauszufinden, ob ein Risiko für die Umwelt besteht. Die US-Navy nutzt solche Informationen (auch von anderen Expeditionen) um sicherzustellen, dass es für die Umwelt und umliegende Gemeinden nicht zu einem Umweltkatastrophe kommt.

Am Ende möchten wir eine Dokumentation des Projekts erstellen, die die tragischen Ereignisse in Guadalcanal  aus Sicht der USS Atlanta aufzeigt und gleichzeitig wichtige Informationen zum Erhalt bietet und das Bewusstsein der Zuschauer für solche Ereignisse schärft.

Tipps für Taucher: Wie wählt man ein Team für solch eine Expedition aus?

Liam: Es ist unbedingt nötig, dass man bei der Zusammenstellung eines Team für Tauchgänge in solch extremen Tiefen, Taucher auswählt, die sowohl die nötige Erfahrung als auch die nötigen taucherischen Fähigkeiten haben, das Können mit einer enormen Masse an Ausrüstung umgehen zu können und die auch die Ausdauer und die körperliche Fitness für lange Tauchgänge besitzen.

Um die Atlanta genau dokumentieren zu können, waren Grundzeiten von bis zu 30 Minuten notwendig, die in Gesamttauchzeiten bis zu 5 Stunden resultierten. Die Herausforderung war deshalb nicht nur Taucher zu finden, die die taucherischen Fähigkeiten mitbrachten, sondern, die auch in der Lage waren in diesen Tiefen zu arbeiten. Wir brauchten Taucher mit Erfahrungen mit Unterwasser-Video und -Foto-Aufnahmen und dem Wissen, wie man in einem Team bei der Produktion eines Videos arbeitet. Diese Voraussetzungen waren sehr wichtig um sicherstellen zu können, dass die Aufnahmen in diesen extremen Tiefen auch wirklich zum Erfolg führten. Wir waren dabei sehr glücklich ein Team aufstellen zu können, das aus der ganzen Welt anreiste um diese Expedition zu einem Erfolg zu führen.

Tipps für Taucher: Wann hast du mit den Planungen für dieses Projekt begonnen?

Liam: Als Tauchlehrer und begeisterter Wracktaucher hatte ich das Glück an einigen der beeindruckenden Wracks der Solomon Islands tauchen zu können. Dabei hatte ich auch von der USS Atlanta gehört, über die ich mich auch direkt im Anschluss zu informieren begann. Die Planungen des Projekts begannen im Spätjahr 2008 als ich die ersten Ergebnisse meiner Recherche GUE Präsident Jarrod Jablonski und dem GUE Wracktauchexperten Richard Lundgren vorstellte.

Tipps für Taucher: Welche Herausforderungen musstest du bei der Organisation einer Tauchexpedition auf den Solomon Islands meistern?

Liam: Es gab enorme Herausforderungen bei der Organisation eines solchen Projekts in einem so abgelegenen Teil der Erde. Auch wenn die Planung über mehrere Jahre ging benötigte die Umsetzung des eigentlichen Projekts ein ganzes Jahr, um auch wirklich sicher zu gehen, dass alle Eckpunkte der Expedition abgedeckt waren.

Auf Grund der Abgelegenheit und der fehlenden Infrastruktur in der Region war dies sicherlich die größte Herausforderung. Wir hatten aber das Glück von Neil Yates von Tulagi Dive unterstützt zu werden, der uns das Boot, die Flaschen und Kompressoren zur Verfügung stellte. Alles andere mussten wir selbst mitrbingen: Wir mussten Helium anliefern lassen, die RB80 (Anmerkung: RB80 ist ein Kreislaufgerät), die Gestelle, die die Flaschen an den RB80 fixieren, Videokameras, Unterwassergehäuse, Halcyon 200W HMI Lampen und natürlich die private Ausrüstung für jeden Taucher.

Für alle Tauchgänge war unsere oberste Priorität die Sicherheit, und daher war die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in solch einem abgelegenen Gebiet ein Hauptanliegen für uns. Natürlich war die DAN Versicherung ein absolutes Muss, auch für den Fall, dass man ausgeflogen werden müsste, aber auch um in der Druckkammer von Honiara behandelt zu werden. Die Kammer gehört „Hyperbaric Health“ und wird von Neil Yates unterhalten. Die Einrichtungen sind einfach aber funktional und ich bin einen Monat vor der Expedition für eine Woche in Honiara gewesen um die Kammer anzuschauen und Notfallprozeduren für einen eventuellen Tauchunfall auszuarbeiten. Um die mögliche Behandlung in der Druckkammer sicherzustellen wurde der anfallende Papierkrieg schon im Vorfeld erledigt, so dass wir auf einen eventuellen Unfall sehr gut vorbereitet waren.

So, das war der erste Teil des Interviews. Der zweite folgt am Donnerstag! Darin geht es unter anderem um die Tauchgänge und die organisatorischen Hürden, die solch ein Projekt aufwerfen kann. Link zum zweiten Teil des Interviews.

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