Nachdem ich Euch gestern das Handbuch PSCR-Tauchen (zur Rezension geht es hier) vorgestellt habe, möchte ich heute einen etwas tieferen Einblick hinter das Buch geben. Einer der beiden Autoren, Peter Gärtner, hat sich freundlicherweise bereiterklärt mir ein Interview zu seinem neuen Buch Handbuch PSCR-Tauchen * zu geben.
Tipps für Taucher: Könntest Du Dich und Deine taucherische Karriere meinen Lesern kurz vorstellen?
Peter: Begonnen habe ich meine Tauchkarriere 2002 ganz klassisch mit Sporttauchen und allem, was dazu gehört. Aber schon nach zwei Jahren und etlichen Sporttauchgängen wollte ich die Grenzen des Sporttauchens verlassen – und habe gemerkt, dass das mit Mono-15 auf dem Rücken und Luft als Atemgas für mich nichts ist. Also habe ich mich informiert, wie es weitergehen könnte und habe dann ab 2004 das sogenannte technische Tauchen begonnen. Neben den ersten Trimixerfahrungen hat mich recht früh das Höhlenfieber gepackt – nun war es klar, wo es hingeht. Dazu kam dann noch die Begeisterung für die Fotografie. Inzwischen bilde ich für PATD im technsichen Tauchen / PSCR aus und sitze dort auch in der technischen Kommission.
Tipps für Taucher: Wie bist Du zum Rebreather bzw. PSCR-Tauchen gekommen?
Peter: Ich bin Schritt für Schritt an die Grenzen des offenen Systems gestoßen – 30 Minuten auf 80m im offenen System sind kein Pappenstiel mehr, wenn man kein Setup machen möchte. Außerdem gibt einem ein Rebreather die nötige Zeit und Ruhe, um auf größerer Tiefe bzw. weiter in der Höhle Fotos machen zu können. Meine technische Neugierde hat mich dann zum PSCR geführt – ein System, das rein mechanisch funktioniert und das man „verstehen“ kann.
Tipps für Taucher: Was war Deine Motivation das „Handbuch PSCR-Tauchen“ zu schreiben?
Peter: Das Handbuch hat als Zusammenfassung meiner Vorträge und Workshops rund um das Thema PSCR-Tauchen begonnen und sich dann als eigenes Projekt verselbständigt. Als ich bei PATD den Kurs zum PSCR-Taucher etabliert hatte, war klar, dass dazu ein Manual her muss – herausgekommen ist das „Handbuch PSCR-Tauchen“.
Ich habe mich schon längere Zeit mit dem Thema PSCR beschäftigt, Messungen der Gaszusammensetzung im PSCR gemacht, Erfahrungen zusammen getragen und selber gemacht, sowie Simulationen am Laptop durchgeführt, wie sich ein PSCR verhält. All das ist in das Buch eingeflossen.
Man kann im Netz viel verstreutes Wissen rund um den PSCR finden – aber nirgends ist es einmal als stimmiges Gesamtbild zusammengefügt, es bleiben immer Bruchstücke, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Das hätte ich mir in den Anfängen meiner PSCR-Taucherei selber gewünscht. Da es das nicht gab, musste ich es eben selber machen.
Tipps für Taucher: Für wen ist das „Handbuch PSCR-Tauchen“ gedacht?
Peter: Die Zielgruppe sind klar Beginner auf dem System. Einem alten PSCR-Hasen wird man wenig Grundlegendes beibringen können, hier wird es nur noch um Details und tieferes Verständnis der Funktion bzw. Gaszusammensetzung gehen.
Aber wer sich für die PSCRs interessiert, egal ob man selber einen taucht möchte, oder im Mixed-Team unterwegs ist, kann sich hier informieren. Gerade OC-Tauchern ist oft nicht bewusst, wie sehr sich das PSCR-Tauchen vom OC-Tauchen unterscheidet, obwohl es auf den ersten Blick gar nicht so unterschiedlich daher kommt (gleiche Gase in den Flaschen, Konfiguration sehr ähnlich).
Es ist sicher nicht als Lektüre zum Selbststudium gedacht – ohne eine fundierte Anleitung können schnell Fehler passieren, die potentiell tödlich enden! Von einem Selbststudium möchte ich klar abraten – auf den Kisten ist wenig Platz, um aus Fehlern zu lernen!
Tipps für Taucher: Warum war es Dir und Manuela wichtig ein eigenes Kapitel zu „Physiologie und Medizin“ in das Buch mit aufzunehmen?
Peter: Das hat zweierlei Aspekte:
Die Atmung ist zentraler Teil der PSCR-Taucherei – schließlich werden hier Gase geatmet, die sich in Ihrer Zusammensetzung von denen in der verwendeten Flasche zum Teil stark unterscheiden. Außerdem ist die Hyperkapnie (zu viel CO2 im Blut) eine Gefahr, die deutlich größer ist als beim offenen Tauchen. Um die Symptome zu kennen und zu verstehen, muss man wissen, was im Körper geschieht. Für ein Verständnis des PSCR-Tauchens muss man da Bescheid wissen – nicht in allen Details, aber es sollte dem Taucher bewusst sein, welche Veränderungen sich im Körper abspielen.
Ich schule bei meinen Kursen Stresserkennung und –bewältigung, auch im Vorfeld eines Tauchgangs, relativ aktiv. Die meisten Fehler passieren, weil der Kopf in einer stressigen Situation nicht mehr wie gewohnt arbeitet, d.h. man trifft falsche Entscheidungen, die dann zu Unfällen führen (Stichwort: Ereignis-Spirale). Beugt man dem Stress schon vor dem Tauchgang vor bzw. kann während des Tauchgangs durch körperliche Reaktionen seinen Stresslevel einschätzen, kann man rechtzeitig dagegen an wirken und die Situation entspannen. Ein Indiz für einen erhöhten Stresslevel ist die Atemfrequenz – wobei wir wieder bei der Physiologie als Grundlage wären.
Tipps für Taucher: Welche Art von Tauchgängen machst Du mit Deinem PSCR? Und hast Du hier spezielle Erfahrungen sammeln können, die direkt in das Buch eingeflossen sind?
Peter: Wir/ich machen mit dem PSCR vor allem Höhlentauchgänge, häufig Fotografieren oder Filmen wir dabei. Der PSCR gibt uns dabei genügend Zeit, um unseren „Job“ in Ruhe zu erledigen.
Die im Buch genannte Konfiguration und Prozeduren sind aus vielen Gesprächen und eigenen Erfahrungen entwickelt. Es ist direkt aus der Praxis heraus entstanden, wobei wir immer einen Schwerpunkt auf Sicherheit und das Buddysystem gelegt haben.
Tipps für Taucher: Für welche Taucher sind die PSCRs Deiner Meinung nach geeignet?
Peter: Eine schwierige Frage. Es muss einem klar sein, dass das Tauchen mit einem Rebreather (egal welcher Bauart oder Typs) um ein vielfaches gefährlicher als das offenen Tauchen ist – das zeigen Statistiken, die Unfallzahlen mit Tauchstunden in Verbindung bringen.
Gerade beim PSCR ist das sauberen Einhalten von Abläufen äußerst wichtig für die Sicherheit – an standardisierten Prozeduren sollte man sich als PSCR-Taucher also nicht stoßen. Die Herkunft des PSCRs aus der DIR-Welt ist deutlich zu erkennen.
Ebenso sollte man ein „fertiger Trimix-Taucher“ mit ausreichend Erfahrung sein. Wer keine Trimixerfahrung hat und nicht mit einer gewissen Zahl an Stages umgehen kann, der wird mit der erhöhten Ausrüstungslast bei einem PSCR nicht glücklich werden.
Rebreather haben auch im erweiterten Sporttauchen in meinen Augen nichts verloren, dafür ist das Risiko gegenüber der offenen Konfiguration zu stark erhöht, ohne einen Vorteil zu bieten.
Auch wenn die Antwort etwas indirekt ist, spiegelt sie doch meine Meinung wieder.
Tipps für Taucher: Was würdest du jemandem empfehlen, der mit dem PSCR-Tauchen beginnen möchte?
Peter: Sich zu überlegen, ob er sich das wirklich antun möchte. 😉
Im Ernst: Bevor man das PSCR-Tauchen beginnt, sollte man sich gründlich über die Vor- und Nachteile eines PSCRs gegenüber OC- und CCR-Tauchen informieren. Und danach eine Möglichkeit finden, das Tauchen mit dem PSCR von der Pike auf bei jemandem mit ausreichend Erfahrung zu lernen – das ist nicht in zwei Nachmittagen passiert!
Tipps für Taucher: Peter, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast!
Peter: Sehr gerne – Danke für die Gelegenheit hier das Buch vor zu stellen!
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