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Revison eines Atemreglers, die Revision (Teil 3)

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Revision eines Atemreglers – Teil 3 (Copyright Jörg Stahl)

In den ersten beiden Teilen der Serie hat Euch Jörg die persönlichen Voraussetzungen und die Werkzeuge und Ersatzteile für eine Revision eines Atemreglers vorgestellt. In diesem Artikel geht es jetzt um die Revision selbst. Da dies aber nicht ganz ohne ist, hier noch einmal der Hinweis:

Diese Serie stellt keine Anleitung für die Revision eines Atemreglers dar! Der Atemregler ist ein überlebenswichtiges Teil Eurer Tauchausrüstung. Wenn Ihr Euch mit der Technik nicht auskennt, schraubt keinesfalls selbst daran herum. Dies kann zu einem Tauchunfall und im schlimmsten Fall zum Tode führen! Bei Problemen mit Eurem Atemreglern, bringt Ihn in einen Tauchshop! 

Einleitung

Ein heiß unter den Tauchern diskutiertes Thema ist die regelmäßige Atemreglerrevision und die Überlegungen dazu wer diese durchführt.

Dieser Artikel soll ein bisschen Licht in das dunkle Mysterium „Atemregler-Revision“ bringen und die Voraussetzungen (persönlich und technisch) für einen ordnungsgemäßen Service aufzeigen.

Keinesfalls soll dieser Artikel jedoch eine Anleitung darstellen. Dies erfordert gesonderte Kenntnisse sowie ein gesundes Maß an handwerklichem Geschick.

Die Hersteller verlangen darüber hinaus die Teilnahme an einem zertifizierten Techniker-Seminar, bevor man an den Atemreglern schrauben darf. Wer einen solchen Kurs nicht belegt hat und trotzdem Schraubenschlüssel und Co. ansetzt handelt ausdrücklich entgegen der Vorgabebestimmungen der Hersteller und somit auf eigene Haftung!

Noch einmal: Dieser Artikel zeigt Überlegungen zur Atemregler-Revision. Er stellt ausdrücklich keine Anleitung dar!

Jetzt geht’s los

Wenn ein ausgestatteter, sauberer Arbeitsplatz zur Verfügung steht kann’s losgehen. Die Revision…

Hier ist eine grobe Zusammenfassung einer Revision, wie sie ebenfalls im Artikel „Revision eines Atemreglers in Bildern“ zu finden ist.

Für eine Revision sollte man sich ausreichend Zeit nehmen und nicht unter Druck arbeiten. Sorgfalt steht an erster Stelle! Die Arbeitsdauer für eine erste + eine zweite Stufe liegt grob zwischen 1 ½  und 2 ½ Stunden (exklusive Zeit für Drucktests).

Man sollte zuvor die Kits zurechtlegen, das entsprechende Service-Manual gelesen und eine Explosionszeichnung von 1. & 2. Stufe vorliegen haben.

Bei meinen ersten Revisionen habe ich jeden einzelnen Arbeitsschritt per Foto dokumentiert und die Einzelteile auf einem Din A4 Blatt mit eingeteiltem Schritt-für-Schritt Muster abgelegt. So konnte ich hinterher – beim Zusammenbau – die einzelnen Schritte in umgekehrter Reihenfolge wiederherstellen.

Schritt 1: Optische Kontrolle

Wie sieht der Atemregler aus? Sind ggf. Schläuche abgeknickt und müssen ersetzt werden? Ist das Mundstück schon porös? Ist die DIN-Welle gerade oder verbogen?
Diese Sichtkontrolle sollte eigentlich vor jedem Tauchgang obligatorisch sein, aber man sollte bei der Revision nochmal besonders auf das äußere Erscheinungsbild des Atemreglers achten.

Offensichtlich defekte Teile sollten im Fachhandel neu gekauft und ersetzt werden!

Schritt 2: Atemregler zerlegen

Die Erste Stufe wird von der Peripherie (Schläuche, Instrumente, zweite Stufe & Blindstopfen) befreit und mit dem Einspannwerkzeug im Schraubstock befestigt. Nun kann sie in Ihre Einzelteile zerlegt werden.

Die zweite Stufe wird vom Mitteldruckschlauch gelöst und in ihre Einzelteile zerlegt. Hier ist besondere Obacht geboten, da manche Teile sehr klein und auch sehr anfällig für Beschädigungen sein können. Beim Auseinanderbau zerstörte Bauteile müssen durch neue Ersatzteile ersetzt werden und dürfen keinesfalls wiederverwendet oder selbstständig repariert werden!

Die alten O-Ringe werden unter Zuhilfenahme des O-Ringentferners von den Bauteilen gelöst und entsorgt.

Schritt 3: Reinigung

Als nächstes werden die Einzelteile für ca. 10 bis 15 Minuten ins Ultraschallbad (mit dem Reinigungsmittel) eingelegt und gereinigt.

Es empfiehlt sich hier zwei Reinigungsvorgänge zu machen. Einmal für die Teile der ersten, einmal für die Teile der zweiten Stufe. So kann eine Vermischung ausgeschlossen werden.

Während das Ultraschallbad läuft kann man z.B. die O-Ringe von den Schläuchen entfernen und durch Neue ersetzen.

Im Anschluss sollten die Teile ordentlich abtrocknen.

Schritt 4: Zusammenbau

Jetzt erfolgt der Zusammenbau des Atemreglers. Die abgetrockneten Einzelteile werden wieder mit den entsprechenden O-Ringen versehen. Die O-Ringe werden dünn mit dem Schmiermittel eingeschmiert. Die Einzelteile können jetzt wieder zusammengebaut und gemäß Manual (Drehmomente) verschraubt werden.

Hier sollte sorgfältig und vor allem sauber gearbeitet werden. Es empfiehlt sich Einweghandschuhe zu tragen oder zumindest die Hände kurz vorher gründlich zu waschen (Stichwort: Fettrückstände).

Bevor ich die Blindstopfen in die erste Stufe einschraube schließe ich diese noch einmal an eine Flasche an und drehe das Ventil kurz, vorsichtig auf. So kann eventuelle Restfeuchtigkeit aus der ersten Stufe entweichen.

Bei der zweiten Stufe sollte man darauf achten, dass nicht zu grob gearbeitet wird, da manche Kleinteile einen sehr vorsichtigen Umgang erfordern.

Schritt 5: Mitteldruck einstellen

Jetzt wird der Mitteldruck gemäß der Herstellervorgabe aus dem Manual eingestellt. Zunächst bei der ersten Stufe. Hierzu wird der Mitteldruckprüfer (idealerweise Digital) an einen Inflatorschlauch angeschlossen und die Einstellschraube an der ersten Stufe so „fest“ angezogen bis der Vorgabewert erreicht ist. Der Einstelldruck sollte auch nach einer Druckentlastung (z.B. Luftdusche der zweiten Stufe) wiederaufgebaut werden. Die Erste Stufe wird hierzu selbstverständlich an eine Tauchflasche angeschlossen.

Im Anschluss wird das Einstell-Tool wischen Schlauch und zweiter Stufe montiert. Nun kann man mit dem Einstell-Tool den Mitteldruckwert (meistens) über eine Schraube am Dichtsitz der zweiten Stufe regulieren / an die erste Stufe angleichen.

Schritt 6: Drucktest/ Messungen

Nun sollte sich aus der zweiten Stufe (wie gewohnt) atmen lassen. Die Hersteller verlangen an dieser Stelle einen Test des Ein-/Ausatemwiederstands. Für jene Messungen muss eine Atemregler-Prüfbank bzw. gesondertes Analyse-Equipment vorhanden sein.

Die Kosten für eine Prüfbank liegen im vierstelligen €-Bereich. Es gibt allerdings auch günstigere, jedoch nicht so komfortable (wie Prüfbank) Lösungen. Über die Genauigkeit der Geräte kann ich nichts aussagen.

Ich persönlich habe mir noch NIE die gemessenen Werte von Ein-/Ausatemwiederstand meiner Atemregler näher angesehen. Ich möchte vielmehr zu gewohntem Wiederstand daraus atmen können. Ich verzichte auf die technischen Messungen der Wiederstände und verlasse mich auf meine persönlichen Erfahrungen bzw. Vorstellungen.

Ein Langzeit Drucktest sollte jedoch in jedem Fall durchgeführt werden. Hierzu schließt man erneut den Mitteldrucktester (idealerweise mit Nadel) an den Inflatorschlauch an und setzt den Atemregler unter Druck. Die Nadel des Mitteldruckprüfers klebe ich nun zu einer Hälfte mit Klebeband ab, sodass ich erkennen könnte falls der Druck abfällt (die Nadel sinkt). Das Flaschenventil wird geschlossen und der Atemregler unter Druck stehen gelassen. Nach ca. 24 Stunden sollte der Druck erneut überprüft werden. Es sollte noch derselbe Druck anliegen.

Schritt 7: Tauchen

Nun sollte der Atemregler seine Dienste wieder unter Wasser aufnehmen können.

Ich tauche meine frisch revidierten Atemregler zunächst in einem sicheren Test-Tauchgang. Hier vermeide ich das Aufsuchen größerer Tiefen und führe zusätzlich ein redundantes, nicht frisch revidiertes, System mit (zweite erste Stufe). So kann ich zur Not stets auf mein Alternativ-System zurückgreifen.

Außerdem führe ich den ersten Test-Tauchgang lieber in heimischen Gewässern, als weit entfernt im Urlaubsort durch, um ggf. bessere Voraussetzungen beim Nachbessern zu haben.

Dieses Vorgehen empfiehlt sich übrigens auch, wenn man sein System von jemand anderem hat warten lassen. Safety first!

Fazit

Die Servicearbeiten an einem Atemregler verlangen keine übermenschlichen Kräfte oder Fähigkeiten, stellen aber einen großen Anspruch an ordentliches und sauberes Arbeiten. Schließlich bastelt man nicht mit einer Laubsäge und Sperrholz, sondern schraubt an DEM Ausrüstungsgegenstand, von dem das Leben abhängt.
Daher sollte man bei der Überlegung, ob man selbstständig Revisionen durchführen möchte, seine eigenen Fähigkeiten realistisch bewerten.

Mittlerweile gibt auch im Internet immer mehr Anbieter, wo man Atemregler per Post einschicken kann.

Der Kauf von Werkzeugen und Spezial-Tools sollte ebenfalls berücksichtigt werden, da eine nicht unerhebliche Summe für all das zusammenkommt.
Auch sollte man vorher gucken, ob man Hersteller-Revisionskits für die eigenen Atemregler besorgen kann. Gegebenenfalls muss man auch schauen wo man Ersatzteile beziehen kann.

Bitte bedenkt immer, dass die Sicherheit stets die höchste Priorität haben sollte.

In diesem Sinne: Immer gut Luft!

Und jetzt ein letztes Mal ein ernst gemeinter Hinweis: Dieser Artikel zeigt Überlegungen zur Atemregler-Revision. Er stellt ausdrücklich keine Anleitung dar!

Auf diesem Weg noch einmal viele Dank an Jörg für diesen ausführlichen Überblick! Sicherlich habt Ihr jetzt einen guten Eindruck, was es heißt, wenn man seine Atemregler selbst warten möchte. Ja, man kann es machen, und nein, es ist kein Hexenwerk. Aber es gibt einiges zu beachten, und man muss sich auch über einiges im Klaren sein. 

Und auch zum Schluss noch einmal von meiner Seite der Hinweis: Diese Serie stellt keine Anleitung für die Revision eines Atemreglers dar! Der Atemregler ist ein überlebenswichtiges Teil Eurer Tauchausrüstung. Wenn Ihr Euch mit der Technik nicht auskennt, schraubt keinesfalls selbst daran herum. Dies kann zu einem Tauchunfall und im schlimmsten Fall zum Tode führen! Bei Problemen mit Eurem Atemreglern, bringt Ihn in einen Tauchshop! 

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