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Heizsysteme beim technischen Tauchen

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SANTI Heizweste; Copyright SANTI

Tauchgänge in kaltem Wasser erfordern eine spezielle Ausrüstung. Was aber wenn Anzug und Unterzieher an Ihre Grenzen geraten, was die Isolierung betrifft? Hier könnte eine Heizweste ein guter Tipp sein! Im nachfolgenden Artikel, wird Euch Michael von dive-machinery.com einen Überblick über Heizwesten geben.

Den Lesern von einschlägigen Internetforen ist das Thema sicherlich schon untergekommen: Von selbstgebauten Heizhemden mit aufgenähten Heizmatten aus dem Kfz-Handel und den Folgen deren Verwendung konnte man dort lesen. Mittlerweile haben einige Hersteller Heizwesten, oder sogar komplette beheizte Unterzieher, im Angebot, welche sich in Material und Form unterscheiden. Für welches Modell man sich dann entscheidet, sei jedem freigestellt, wie überall gibt es auch hier immer Vor- und Nachteile.

Ab wann wird ein Heizsystem benötigt?

Schematischer Aufbau einer Heizweste; Copyright SANTI

Wir bewegen uns als Taucher in einem Element, in dem der menschliche Körper um ein vieles schneller auskühlt als an der Luft. Zwar wirken wir diesem Zustand durch die Verwendung eines Trockentauchanzuges entgegen, nach einer gewissen Tauchgangsdauer stellt sich jedoch unvermeidbar das Kältegefühl ein.

Trockentauchanzüge aus Trilaminat weisen bekannterweise keine Eigenisolation auf, weswegen auf entsprechende Unterzieher zurückgegriffen wird. Hier kann nur jedem geraten werden, gerade bei der Wahl des Unterziehers, nicht zu sparen! Ein guter Unterzieher sollte ausreichende Isolierung für die angestrebten Tauchgänge aufweisen. Idealerweise wurde auf flexible Einsätze an Stellen, an denen eine besondere Beweglichkeit (Achselhöhlen, z.B. für Valve-Drill) erreicht werden muss, Rücksicht genommen. Ein 2-Wege Reissverschluß oder ein abgestepptes Loch für den Schlauch eines P-Valves sind zusätzlicher Komfort.

Weiters sollte der Unterzieher so aufgebaut sein, dass die beim Tauchen entstande Feuchtigkeit vom Körper wegtransportiert wird, und so den Taucher vor dem Auskühlen bewahrt. Die gleiche Eigenschaft muss natürlich auch die Unterwäsche, welche (auch aus hygienischen Gründen) unter dem Unterzieher getragen wird, aufweisen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass schon durch den Einsatz von guter Unterwäsche, kombiniert mit einem hochwertigen Unterzieher, viel erreicht werden kann. Weitere Maßnahmen, wie der Einsatz eines Trockentauchhandschuhsystems oder einer zweiten (doppelten) Kopfhaube, bewahren den Taucher zusätzlich vor dem Auskühlen.

Abzuraten ist vom sofortigen Einsatz eines Heizsystems, wenn nicht zuvor die oben genannten Maßnahmen getroffen wurden. Das Heizsystem stellt ein Benefit für den Taucher dar, grundsätzlich sollte jeder Tauchgang aber auch ohne Heizsystem durchgeführt werden können.

Ein Abbruch der Dekompression aufgrund eines ausgefallenen Heizsystems ist keine Alternative!

Wie kann das System angeschlossen werden?

SeaSub Anzugdurchführung; Copyright Michael Husarek/ DIR Austria

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Heizung mit der Energiequelle (es wird von einem Akkutank bzw. einer Heizröhre ausgegangen) durch den Anzug mit der Heizquelle zu verbinden. 

Von Heizsystemen mit einem innenliegenden Akku ist eher abzuraten. Durch den Anzug hindurch kann der Akku schlecht bis garnicht kontrolliert werden. Genau das möchte ich als Taucher jedoch – zu jeder Zeit Kontrolle über meine Systeme haben.

Heizsysteme, welche zu Beginn des Tauchganges eingeschaltet werden und über die gesamte Dauer des Tauchganges eingeschaltet bleiben, widersprechen dem Grundgedanken eines Heizsystems und sind (trotz eventueller günstiger Anschaffungskosten) nicht zu empfehlen.

Durchführung des Heizkabels durch den Trockentauchanzug

SANTI Thermovalve (kombiniertes Einlassventli/ Durchführung); Copyright: SANTI

Bis dato war es gang und gebe, einfach einen zusätzlichen Heizungsstecker an einer beliebigen Stelle in den Anzug einzubauen. Hier kamen vorwiegend Stecker der Marke Fischer oder SubSea (siehe Bild) zum Einsatz, vereinzelt auch schon E/O Cords.

Jedoch bedeutet ein zusätzliches Loch im Anzug immer auch eine Schwachstelle, so dass sich in den letzten Jahren die Durchführung durch das bereits vorhandene Einlassventil des Trockentauchanzuges durchgesetzt hat.

Dies geschieht entweder durch einen aus Delrin gedrehten Ring, welcher in das Ventil eingeschraubt wird und somit die Gesamthöhe des Ventils um ca. 1,5 cm erhöht, oder ein sogenanntes „Thermovalve“, welches das Einlassventil gleich mit der Heizungsdurchführung kombiniert. Solche Ventile gibt es mittlerweile von mehreren Herstellern; hier obliegt es alleine dem Taucher, das für ihn passende Ventil auszuwählen.

Yellow Dving Durchführung (kombiniertes Einlassventil/ Durchführung), Copyright Yellwo Diving

Mittlerweile hat sich als Steckverbindung das in der Szene verbreitete E/O Cord, welches in vielen dieser Ventile standardmässig verbaut ist, weitestgehend durchgesetzt.
Die E/O Cords zeichnen sich nicht nur durch die Steckbarkeit unter Wasser, sondern auch dadurch aus, dass sie bei vielen Lampensystemen verbaut werden. Dies führt wiederum zu einer Kompatibilität beim Akkuank. Im Inneren des Anzuges wird das Kabel weitergeführt und über eine Steckverbindung mit dem Heizsystem verbunden.

Wie wird ein Heizsystem angewandt?

Hier scheiden sich die Geister. Ohne hier eine Grundsatzdiskussion anzetteln zu wollen, stelle ich die Möglichkeiten zum Betrieb eines Heizsystems vor. Heizsysteme mit innenliegenden Akkus werden hier aus bereits genannten Gründen nicht berücksichtigt.

Wichtig ist, zu beachten dass die Ausgangsspannung des Akkutanks für das Heizsystem passend ist. Üblich ist eine Betriebsspannung von 12V. Akkutanks mit eingebautem Vorschaltgerät sind hierfür ungeeignet, da sie eine zu hohe Ausgangsspannung aufweisen, welche das Heizsystem zerstören würde.

Möglichkeit 1 – Anschluss am Akkutank der Lampe:

Wenn man davon ausgeht, dass das Heizsystem nur am Ende des Tauchganges, bzw. in der Dekophase angeschlossen wird, in denen man die Lampe nicht mehr benötigt, kann man auf die  – am Anfang sicher kostengünstigste – Variante zurückgreifen, den Akkutank der Lampe zum Betreiben des Heizsystems zu verwenden. Hier macht es sich bezahlt, beim Lampensystem und der Heizungsdurchführung die gleichen Stecker zu verwenden.

Hier ist auf jeden Fall die Akkuleistung zu beachten. Wird die Akkuleistung zu niedrig dimensioniert, fällt die Heizdauer kurz aus.

Möglichkeit 2 – Zwei Getrennte Akkutanks

Eine Möglichkeit, die sich immer mehr durchsetzt, und die auch von mir favorisiert wird. Die Verwendung von 2 „kleinen“ (z.B. 9Ah) Akkutanks erlaubt es, die Lampe und das Heizsystem unabhängig voneinander zu betreiben und im Notfall auf den jeweils anderen Akkutank zu wechseln. Die Ausführung der Drills (z.B. Atemgas-Spende) wird durch den zweiten Akkutank nicht beeinträchtigt.

Möglichkeit 3 – Akkutank mit 2 Abgängen (Kabel)

Akkutankdeckel mit zwei getrennten Abgängen (1x E/O Cord, 1x SubSea Cord); Copyright: Michael Husarek/ DIR Austria

Auch hier hat der Taucher die Möglichkeit, Lampe und Heizsystem unabhängig voneinander zu betreiben. Der Akkutank sollte natürlich ausreichend groß dimensioniert werden, 20Ah wären hier ein guter Wert. Mittlerweile gibt es diese Lösung bereits mit getrennt angesteuerten und isolierten Akkus.

Möglichkeit 4 – Heizröhre / Heizstage

Die Heizröhre kommt am ehesten noch bei Projekten zum Einsatz, bei denen eine lange Dekompressionsphase anfällt (lange Höhlentauchgänge, etc.) Eine Heizröhre kann zum Beispiel aus der Tube eines Scooters gebaut werden. Durch diese Bauweise kommt die Heizröhre bevorzugt stationär zum Einsatz. Oft sind auch Heizröhren zu sehen, welche baugleich mit 40cft Stages sind. Diese „Heizstages“ sind dann auch neutral austariert um keine zusätzliche Belastung für den Taucher dazustellen. Befestigt werden diese über einen zusätzlichen D-Ring am Lampentank.

Wann einschalten?

Idealerweise zu Beginn der Dekompressionsphase. Durch das Erwärmen des Körperkerns  wird sichergestellt, dass die Extremitäten ausreichend gut durchblutet werden und somit die Qualität der Dekompression gesteigert. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu einer Verengung der Blutgefässe und somit unzureichender Durchblutung, was wiederum im schlimmsten Fall zu DCS führen kann. Hier gibt es bereits mehrere wissenschaftliche Studien, welche den positiven Effekt von Heizsystemen während der Dekompression dokumentieren.

Wie schon zuvor erwähnt, ist davon abzuraten, das Heizsystem während des gesamten Tauchganges eingeschaltet zu lassen, da man – im Gegensatz zur Dekompression – auch von einer „optimierten“ Sättigung der Gewebe ausgehen kann.

Wie viel kostet so ein Heizsystem?

Herstellerabhängig kosten Heizwesten zwischen EUR 180,- und EUR 250,-, die Durchführung kommt (je nach Ausführung) auf EUR 149,- bis EUR 269,-. Das teuerste Teil an dem ganzen System ist jedoch der Akkutank. Dieser schlägt sich mit ca. EUR 649,- (9Ah, Li-On) zu Buche.

Fazit: Ein Heizsystem stellt auf jeden Fall ein Benefit für den Taucher dar. Mittlerweile sind einige sehr gute und durchdachte Systeme zu erschwinglichen Preisen auf dem Markt erhältlich.

Hersteller:
SANTI
YellowDiving
KUBI
BTS
Ursuit
DUI

Vielen Dank an Michael für diesen informativen Artikel! Ich hoffe dem/ der ein oder anderen unter Euch konnte auf der Suche nach einem Heizsystem ein bisschen weitergeholfen werden!

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